Kaiser, Könige, Kurgäste

Neue Informationsreihe zum Goldenen Buch der Stadt


Kaiserin Auguste Victoria

Mit einer neuen Informationsreihe über das Goldene Buch möchte das Stadtarchiv Bad Kissingen nach und
nach alle Personen, die sich seit dem Beginn des Goldenen Buchs 1889 darin verewigt haben, vorstellen – sowohl berühmte Persönlichkeiten als auch unbekanntere Personen – Kaiser, Könige, Kurgäste jeder Art. Im Stadtarchiv wird hierfür tief in den Beständen gegraben. Spannende Geschichten kommen dabei zutage. Seit dem Jahr 1889 besitzt die Stadt Bad Kissingen ein Gedenkbuch für Gäste der Stadt. Das „Goldene Buch“, 130 Blätter stark, mit einem Einband aus festem Leder und Messingbeschlägen, ziert das Stadtwappen und die Inschrift „Gedenkbuch der Stadt Kissingen MDCCCLXXXIX“. In Auftrag gegeben wurde das Buch bei Hofbuchbinder Paul Attenkofer aus München. Eintragen sollten sich fortan alle „Fürstlichkeiten, berühmte Persönlichkeiten, etc., welche unseren Badeort besuchen“. Auf der ersten Seite des Buches verewigte sich außerdem der Künstler Adolph Menzel zu Ehren der Kurstadt mit einer Malerei der Göttin der Gesundheit und den Worten „In poculis, in balneis salus“ (Gesundheit in den Bechern (Gläsern) und in den Bädern).
Erster Eintrag im Goldenen BuchAuguste Victoria
Deutsche Kaiserin + Königin von Preußen
Kissingen d.
25/VII 89.

Der erste Eintrag im Goldenen Buch stammt von einer der berühmtesten Besucherinnen Bad Kissingens überhaupt: Kaiserin Auguste Victoria verewigte sich während ihres Kuraufenthalts im „Gedenkbuch der Stadt“. Auguste Victoria, Gattin von Kaiser Wilhelm II. und damals 40 Jahre alt, reiste mit einer großen Entourage per Zug nach Bad Kissingen. Mit dabei ihre Söhne Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Adalbert und Prinz August Wilhelm; außerdem ihre Hofdame Gräfin von Keller, Kammerherr Freiherr von der Reck, Hauptmann von Falkenhayn, die Gouvernante Miss Atkinson, der Lehrer Kessler sowie weitere Dienerschaft. Die Kaiserin logierte in der Oberen Saline, wo sonst Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck Quartier nahm. Bismarck war in jenem Jahr verhindert, so dass Auguste Victoria das vakante Kurquartier nutzen konnte.
Reise mit FamilieErst ein Jahr zuvor war Auguste Victoria an der Seite ihres Mannes Wilhelm II. zur deutschen Kaiserin erhoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Paar bereits fünf Söhne. Auguste Victoria, deren Aufenthalt für große Begeisterung bei der Bevölkerung der Kurstadt sorgte, galt als sehr gläubige evangelische Christin. In der Oberen Saline wurde die ursprünglich fürstbischöfliche Hauskapelle in Betrieb genommen, die sie während ihres Aufenthalts häufig nutzte.
Der Kuraufenthalt der Kaiserin
Der vierwöchige Aufenthalt der Kaiserin vom 28. Juni bis zum 27. Juli 1889 wurde minutiös von der örtlichen
Presse dokumentiert. So sind der Saale-Zeitung mehrere Stationen ihres Aufenthalts zu entnehmen, wie beispielsweise ihr Besuch von Kinderbewahranstalt und Knabenhort in der Maxstraße, die von ihr beauftragte Kranzniederlegung am Denkmal der trauernden Germania in der Kapellenstraße am Jahrestag der Schlacht von 1866 sowie Spaziergänge mit Gefolge entlang der Salinenpromenade. Auch ihre zahlreichen Einkäufe verfolgte die Presse: Die Kaiserin kaufte laut Saale-Zeitung neben Broschen, Haar- und Vorstecknadeln bei Carl Dehring am Brückendamm, mechanische Spielwaren bei A. Wahnschaffe (aus Nürnberg) auch Silberwaren wie Trinkservices und Kosmetikgarnituren bei Juwelier Simon Rosenau – hier lobte Auguste Victoria insbesondere die erlesene Qualität und Auswahl, so „äußerte sich Ihre Majestät, sie sei erstaunt, in Kissingen so bedeutende Geschäfte zu finden.“ In einem Rückblick auf die Einkaufstouren der Kaiserin schreibt die Saale-Zeitung gegen Ende ihres Aufenthalts, sie habe „in vielen Geschäften Einkäufe und Bestellungen, theils persönlich, theils durch das Gefolge oder auch schriftlich machen lassen; so lieferte gestern das Modewarengeschäft des Herrn
Julius Morck für den eigenen Gebrauch der Kaiserin Costüme, vor längerer Zeit Geschwister Collin ebenfalls Costüme und vor einigen Tagen das Ausstattungsgeschäft des Herrn Robert Hendel Leinewaaren, Tricotagen etc., es ist dies wohl ein Beweis dafür, daß in geschmackvoller Auswahl und in Neuheiten das Möglichste hier geboten wird.“
Insbesondere über An- und Abreise der kaiserlichen Familie berichtete die Saale-Zeitung im Detail: So erfolgte die Reise nach und von Bad Kissingen wie zu dieser Zeit üblich per Zug. Waren die Straßen um den Bahnhof herum bei der Anreise der Kaiserin reichlich geschmückt, bat sie bei Abreise auf einen Verzicht derartigen Prunks. Dennoch fand eine Beflaggung der Häuser durch die Bürger statt. Auch die zahlreichen Schaulustigen beschrieb die Saale-Zeitung: „Eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge belagerte schon seit 1 Uhr die Eisenbahnstraße und den Platz vor dem Bahnhof.“ Die kaiserliche Familie reiste nach Wilhelmshöhe (Kassel) und von dort nach Wilhelmshaven weiter, von wo sie gemeinsam mit dem Kaiser die Fahrt nach Oldenburg antrat. Kaiser Wilhelm II. selbst weilte nie in Bad Kissingen.
Klassische BadekurKaiserin Auguste Victoria unterzog sich während ihres Aufenthalts einer klassischen Badekur: In direkter Nähe zu ihrem Quartier schien das Salinenbad ihre präferierte Kureinrichtung zu sein: „Heute Vormittag nahm Ihre Majestät die Kaiserin in der Salinenbadeanstalt das letzte Bad. (…) Die Kaiserin sah recht wohl aus.“ Bereits am frühen Morgen nahmen die Kaiserin wie auch die Prinzen Heilwasser zu sich, worauf Spaziergang und Frühstück im Gradierbau folgten.
Kaiserliche UnterschriftErst wenige Tage vor Abreise erfolgte ihr Eintrag ins Goldene Buch. Die Saale-Zeitung berichtete: „Auf die an Ihre Majestät die Kaiserin gestellte ehrfurchtsvolle Bitte, sich in diesem Buch eintragen zu wollen, hat die hohe Frau
gnädigst willfahrt und auf die erste Seite eingeschrieben: (…)“
Als die erste von vielen schmückt die Unterschrift von Kaiserin Auguste Victoria in eleganter Schrift bis heute ganz allein die erste Seite.


In lockerer Folge wird die Reihe im Stadtblatt und online weitergeführt.

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