Site Managerin Anna Maria Boll aus Bad Kissingen
Das Staatsbad Bad Kissingen hat sich gemeinsam mit zehn anderen europäischen Kurorten und Heilbädern aus insgesamt sieben Ländern unter dem Titel „Great Spas of Europe“ um Ernennung zum UNESCO-Welterbe beworben. Sie nennen sich „Great Spas of Europe“, weil sie im 18. und 19. Jahrhundert das Modell „Kurstadt“ begründeten und es bis heute herausragend verkörpern. Der Bewerbungsprozess läuft bereits seit 2011. Eine Entscheidung über die Anerkennung verzögerte sich aufgrund der Pandemie und wird nun im Juli 2021 erwartet.
Mit Herzblut zum Great Spa of Europe
Hinter dem Projekt „Great Spas of Europe“ steckt viel Organisation, die von einer mehrköpfigen Arbeitsgruppe mit Leidenschaft und Herzblut bewältigt wird. Für Bad Kissingen ist Anna Maria Boll seit 2020 Teil des Teams der Stadt Bad Kissingen, das unter Federführung von Kulturreferent und Projektleiter Peter Weidisch die Aufnahme des Bayerischen Staatsbads in die UNESCO-Welterbeliste vorbereitet. Anna Maria Boll kümmert sich als Site Managerin um die Steuerung von Schutz, Weiterentwicklung und Vermittlung des Erbes. „Das geschieht immer unter der Prämisse, alle Akteure vor Ort einzubeziehen. Zentrales Tool hierfür ist ein Managementplan, der kontinuierlich weiterentwickelt wird. Außerdem bin ich die Schnittstelle zum internationalen Team der Site Manager“, so Boll, die Kunstgeschichte, Romanistik und Denkmalpflege studiert hat. In ihrer Abschlussarbeit im Bereich Städtebauliche Denkmalpflege mit einem Fokus auf nachhaltigem Tourismus hatte sie bereits wichtige Themenfelder kennengelernt, die bei diesem Projekt von Bedeutung sind. Sie hat an der Struktur des Antrags mitgewirkt. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut, diese Stelle antreten zu dürfen“, so die gebürtige Frankfurterin/Main begeistert. Zu Bad Kissingen verbindet sie etwas ganz Persönliches: Ihre Großeltern waren hier oft zur Kur, und die Erzählungen ihrer Mutter, die manchmal auch mit auf Kur gehen durfte, haben sie von Kindesbeinen an begleitet. „Es wurde immer sehr positiv in Erinnerungen geschwelgt“, so die Site Managerin.
Und warum bewirbt sich Bad Kissingen um das Welterbe?
„Die elf Städte, die sich gemeinsam auf den Weg zum Welterbe gemacht haben, vereint das Ziel, ihr Erbe der europäischen Kur für zukünftige Generationen zu erhalten. Wir sind davon überzeugt, dass der Stadttypus Kurstadt, die besondere Architektur, die Kurortmedizin und das Erbe der Kurstädte einzigartig sind und der Welt ins Bewusstsein gerufen werden sollten. Es ist ein echter Schatz, den es zu schützen und zu pflegen gilt.“ Bad Kissingens Alleinstellungsmerkmale sind die beiden Schwerpunkte der Stadt: Zum einen das Kurgartenensemble mit der herausragenden Architektur und der lebendigen Trinkkur rund um den Kurgarten. „Nach aktuellem Stand der Forschung ist unser Kurgarten der älteste weltweit und diente anderen Kurgärten als Vorbild“, berichtet Boll. Zum anderen das nördlich gelegene Areal Untere Saline, welches für die Einbeziehung der Sole in die Kur steht. Bad Kissingen ist die einzige Stadt in der Serie der Great Spas of Europe mit Einrichtungen zur Gewinnung und Nutzung von Sole. „Was mich persönlich auch immer wieder regelrecht flasht, ist die kurstadtspezifische Infrastruktur, die hier noch erhalten ist: Vom ehemaligen Schlachthof mitsamt seinen Maschinen zur Kühlung und Herstellung von Stangeneis für die Hoteliers, über das Krugmagazin, von wo aus das Kissinger Heilwasser in die ganze Welt verschickt wurde, bis hin zu den Pumpenanlagen, der Sudpfanne, in der die Sole gesiedet wurde und den beiden Motorboten, die sogenannten Dampferle“, so Boll. „Auch das Kurorchester, die Staatsbad Philharmonie Kissingen, ist etwas ganz Einzigartiges! In Kissingen ist die Kurtradition in historischem Ambiente lebendig und hat sich bis heute zu einem modernen Gesundheitstourismus weiterentwickelt, das macht es zu einem einmaligen Erlebnis!“
Natur und Architektur in Bad Kissingen
Und was schätzt Anna Maria Boll persönlich an Bad Kissingen? „Die Ruhe hier und die besondere Lage im Tal. So kommt mir die Stadt wie ein sehr behüteter und in sich geschlossener Ort vor. Für mich ist Bad Kissingen aber vor allen Dingen eins: grün! Überall und zu jeder Jahreszeit blüht es wunderbar. Von den Gärten und Parks bis zu den Wäldern und Hügeln ist es immer nur ein kleiner Spaziergang“, schwärmt die Site Managerin. Und wenn man noch mehr Natur erleben möchte, erreicht man die Rhön in nur 30 Minuten. Als Denkmalpflegerin spielt für ihr Wohlbefinden selbstverständlich auch eine ästhetische, authentische und architektonisch qualitätsvolle Umgebung eine entscheidende Rolle. Dies findet Boll als attraktive Kombination aus Natur und Architektur in Bad Kissingen allemal.
Was sollten Urlauber auf keinen Fall verpassen? „Mit einem Buch am Gradierwerk an der salzhaltigen Luft entspannen, den Segelflugzeugen beim Fliegen nachschauen, eine Partie Schach im Kurgarten, ein Aperitif im Rosengarten, eine Wanderung in der Landschaft, ein Abendkonzert im Max-Littmann-Saal oder das Konzert zum Heilwasserausschank“, empfiehlt Anna Maria Boll. „Und auf jeden Fall sollten Gäste zum Sonnenuntergang auf die Ruine Botenlauben hinaufsteigen“, ergänzt sie.
Weitere Informationen unter:
www.welterbe.badkissingen.de/