8730 Alumni Netzwerk Bad Kissingen

Alumni stellen sich vor: Dr. Julia Borst


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Dr. Julia Borst, die im Jahr 2000 ihr Abitur am Gymnasium Bad Kissingen gemacht hat, ist heute Romanistin an der Universität Bremen und hat bereits mehrfach Auszeichnungen für ihre Forschung und Lehre zu französisch- und spanischsprachiger Literatur und Kultur aus der Karibik, Afrika und Europa erhalten. Im Mai 2021 wurde sie mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet. Es ist die wichtigste Auszeichnung für den Forschungsnachwuchs in Deutschland. Weitere Informationen zu ihrer Arbeit und Person gibt es auf der Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft.


Steckbrief: Dr. Julia Borst

Geburtsjahr 1981
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen Staatliches Gymnasium Bad Kissingen
Schulabschluss im Jahr Allgemeine Hochschulreife in 2000
Studium Studium der Romanischen Philologie (Französisch & Spanisch) und der Wirtschaftspolitik; Promotion im Fach "Romanische Philologie: Literaturwissenschaft"
Heute tätig als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich 10: Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Bremen; derzeit Vertretungsprofessorin für Frankoromanistik (Literaturwissenschaft) an der Universität Bremen
(Wohnort) Arbeitsort, Land Wohnort: Hamburg; Arbeitsort: Bremen, Deutschland

Interview: Dr. Julia Borst

Alumni-Netzwerk: Julia, du hast 2000 dein Abitur in Bad Kissingen abgeschlossen. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…

Dr. Julia Borst: Eigentlich schon. Ich war immer eine eher selbständige Schülerin. Ich hatte meist alles gut im Blick und musste nie zu viel Arbeit in die Schule stecken. Für mich war Schule deshalb ein positiv konnotierter Ort, an dem ich jeden Tag meine Freundinnen und Freunde sehen konnte. Mit einigen Leuten aus der Schulzeit bin ich auch heute noch eng befreundet. An die Jahre am Gymnasium denke ich deshalb gerne zurück und muss immer noch schmunzeln, wenn ich mich an den ganzen Quatsch erinnere, den wir uns damals so ausgedacht haben. Das war eine lustige Zeit.

Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?

Dr. Julia Borst: Definitiv. Das war mein Latein- und Ethiklehrer Karl Heinz Bohrer. Wobei er weniger meine konkrete Berufsentscheidung beeinflusst hat, als meine Sicht auf die Welt und mich selbst. Von ihm habe ich unzählige Dinge gelernt, vor allem aber, dass man vieles erreichen kann, wenn man nur an sich und die eigenen Fähigkeiten glaubt. Er hat immer gesagt "Sei kein Frosch", um uns zu ermutigen auf unser eigenes Können zu vertrauen und über uns hinauszuwachsen. Und auch wenn Latein am Ende nicht wirklich mein Ding war, hat mich der Unterricht bei ihm doch in vielerlei Hinsicht nachhaltig geprägt. Ich hätte ihm das gerne irgendwann erzählt, hatte aber leider nie die Gelegenheit dazu.

Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?

Dr. Julia Borst: Nach dem Abitur wollte ich – wie so viele – erst einmal weg aus Bad Kissingen und bin zum Studium nach Freiburg im Breisgau gezogen. Nach zwei längeren Zwischenstationen in Nizza (als Erasmus-Studentin) und Madrid (als Praktikantin) hat es mich zur Promotion nach Hamburg verschlagen, denn tief im Herzen bin ich eher ein Großstadtmensch. Seit 2015 arbeite ich an der Uni Bremen, bin aber in Hamburg wohnen geblieben. Die Stadt ist so etwas wie mein Anker geworden. Hierher kehre ich immer wieder zurück – denn ich bin beruflich viel unterwegs – und hier fühle ich mich zu Hause.

Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Dr. Julia Borst: Für mich ist Homeoffice schon seit vielen Jahren normal. In der Regel arbeite ich zu Hause am Computer und schreibe Vorträge oder wissenschaftliche Aufsätze. Und einen Großteil des Tages lese ich natürlich, literarische und theoretische Texte. So viel lesen zu dürfen ist aus meiner Sicht ein großes Privileg, das ich sehr genieße. Vor der Pandemie bin ich während des Semesters immer 1-2 Tage die Woche an die Uni nach Bremen gefahren, habe dort unterrichtet und mich mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht. Seit drei Semestern läuft allerdings die ganze Lehre digital und auch Tagungen haben eigentlich nicht mehr in Präsenz stattgefunden. Generell bin ich – wenn nicht wie gerade Reise- und Kontaktbeschränkungen gelten –  viel auf Achse, reise vor Ort in die Länder, zu denen ich arbeite und forsche, oder fahre zu Tagungen im In- und Ausland. So bin ich schon viel herumgekommen, auch an eher ungewöhnliche Orte wie z. B. Malabo (Äquatorialguinea) oder Port-au-Prince (Haiti). Von April bis September 2021 vertrete ich an der Uni Bremen eine Professur für Frankoromanistik, so dass ich aktuell weniger Zeit zum Forschen habe und stärker in die Lehre involviert bin. Im Sommersemester habe ich zum Beispiel fünf (digitale) Lehrveranstaltungen die Woche unterrichtet. Außerdem betreue ich als Modulverantwortliche die Prüfungen bei uns im Fach.

Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?

Dr. Julia Borst: Am meisten lachen muss ich heute noch, wenn ich daran zurückdenke, dass ein Mitschüler von mir so einen Kurzschlussstecker hatte. Mit dem haben wir immer heimlich den Fernseher im Unterricht bei Dr. Peter lahmgelegt. Dann musste jedes Mal der Hausmeister kommen und den Fernseher wieder "reparieren". Der Hausmeister hatte das natürlich schnell durchschaut und kam schon immer mit einem breiten Grinsen in unsere Klasse. Verraten hat er uns allerdings nie.

Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?

Dr. Julia Borst: Was mein Privatleben betrifft natürlich meine Familie, vor allem meine beiden Kinder Joscha und Anna. Beruflich hatte ich immer Menschen um mich, die mich unterstützt und gefördert haben. Das habe ich stets als unglaublich bereichernd empfunden. Außerdem weiß ich es sehr zu schätzen, dass mein Beruf es mir ermöglicht, so viel von der Welt zu sehen und so viele spannende Menschen kennenzulernen.

Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?

Dr. Julia Borst: Den eigenen Interessen zu folgen und sich nicht von anderen etwas Gegenteiliges einreden zu lassen. In der Studienberatung im letzten Schuljahr hatte man mir geraten, doch lieber Staatsexamen zu machen, um Lehrerin zu werden; nach dem Motto: Was soll man denn sonst mit Geisteswissenschaften anfangen? Zum Glück haben mich solche strategischen Argumente nie interessiert und ich habe mich stattdessen für das Studium entschieden, auf das ich Lust hatte. Und ich habe es keinen Tag bereut.

Alumni-Netzwerk: Wie könnten Voraussetzungen aussehen, unter denen Du nach Bad Kissingen zurückkehren würdest?

Dr. Julia Borst: Da würden mir jetzt tatsächlich keine einfallen. Wir in Hamburg sagen ja nicht umsonst, dass wir in der schönsten Stadt der Welt leben :). Aber natürlich bin ich trotzdem regelmäßig zu Besuch in der alten Heimat.

Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?

Dr. Julia Borst: Ich würde mich freuen, wenn irgendjemand die Idee des zwanzigjährigen Abitreffens wieder aufgreift. Das hätte eigentlich 2020 stattfinden sollen und ist wie so vieles wegen der Pandemie ausgefallen. Nach so langer Zeit die Leute von früher mal wiederzusehen, das wäre schön.

Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.

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