8730 Alumni Netzwerk Bad Kissingen

Alumni stellen sich vor: Bernhard Seubert


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Steckbrief: Bernhard W. Seubert (Pseudonym: Kaspar E. Schech)

Geburtsjahr 1955 (Baby-Boomer, yeah!)
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen Neusprachliches Gymnasium Bad Kissingen (jetzt Jack Steinberger Gymnasium)
Schulabschluss im Jahr Abitur in 1974
Berufsausbildung Keine. Also nix g'scheits g'lernt
Studium Geologie (in Würzburg)
Heute tätig als Geologe in der Erdölindustrie, davon 20 Jahre mit eigener Firma. Jetzt im Ruhestand.
(Wohnort) Arbeitsort, Land Die meiste Zeit meines Lebens in Jakarta, Indonesien

Interview: Bernhard Seubert

Alumni-Netzwerk: Bernhard, du hast 1974 Abitur in Bad Kissingen gemacht. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…

Bernhard Seubert: Doch ja, schon. Das Gymnasium war recht gut (ja, es gab auch schlechte Jahre), aber ich zähle die letzten zwei, drei Jahre vor dem Abitur mit zu den besten Zeiten in meinem Leben. Es war auch irgendwie eine helle, freundliche Schule, als Gebäude und als Institution.

Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?

Bernhard Seubert: Fast alle Lehrer dieser Zeit waren irgendwie positiv, kein Einziger, dem ich etwas nachtragen würde. Aber da waren zwei Menschen, an die ich mich besonders erinnere: ein Herr Hackl (Deutsch und Religion) und Herr Grosch, der uns damals als seine erste Klasse zum Abitur geführt hat. Beide tolle Leute, die mir gezeigt haben, wie wichtig es ist, selbst zu denken. Zur Berufswahl hat keiner der Lehrer was beigetragen, das ist aber auch gut so. Vielmehr hat man uns damals eingebläut, dass man sicherlich nicht mehr mit einem einzigen Beruf durchs Leben käme, Flexibilität sei gefragt. Ja, schon, hat bei mir aber erstaunlicherweise ein Leben lang mit einem einzigen Beruf geklappt.

Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?

Bernhard Seubert: Kissingen, Studium in Würzburg (eigentlich Sommerhausen, wo wir eine tolle Bude hatten), Jobs jede Menge: Gießereiarbeiter (Kitzingen), im Bergbau unter Tage, u.v.m. Dann beruflich Tirschenreuth, Grafenau im Bayerischen Wald (damals schien dem Land die Suche nach Uran wichtig), Essen (vier lange Jahre!), Dublin, Libyen, Malaysia und viel Indonesien.

Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Bernhard Seubert: Total verschieden! Da ich die meiste Zeit selbständig war, kam es immer darauf an, was der Kunde wollte. Da ist die Arbeit auf Bohrinseln, die im Wesentlichen aus Stress und Langeweile in einer sehr schlechten Mischung besteht. Die Highlights sind natürlich immer die Zeiten im Gelände, endlich wieder mal "Steinchen klopfen": Die Wüste in Libyen, der Regenwald in Kalimantan und – ja – meine Arbeit im Bayerischen Wald. Man lernt ja Geologie um "raus" zu kommen und nicht um ein Leben lang Tabellenprogramme angucken zu müssen. Die letzten zehn Jahre habe ich in New Ventures gearbeitet, also Firmen beraten, neue Ideen generiert, in welchen Gebieten man vielleicht auch noch mal nach Öl suchen könnte, oder bei welchem Konkurrenten man sich eventuell einkaufen sollte. Natürlich sitzt man da auch manchmal wochenlang am Computer und versenkt sich in die Interpretation seismischer Daten oder von Bohrlochmessungen, das ist – für eine Zeitlang – auch sehr erfüllend, dazu klassische Musik (Barock!) im Kopfhörer und ich kann für Stunden in die Arbeit abtauchen. Man kann sogar berechnen wie viel Öl da im Boden ist, falls man überhaupt was findet, also ein Job, der viel Fantasie und Überzeugungsvermögen verlangt, fast wie bei den Politikern.

Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?

Bernhard Seubert: Es war eine gute und auch eine wilde Zeit und die richtig guten Anekdoten eignen sich nicht zum öffentlichen Konsum.

Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?

Bernhard Seubert: Eigentlich das Glück der richtigen Berufswahl, was ein reiner Zufall war. Anfangs wollte ich Lehrer werden, dann Arzt. Ich habe aber schon in der Wartezeit eingesehen, dass ich nicht gut mit Menschen umgehen kann, schon gar nicht mit solchen, die krank sind oder womöglich auch noch sterben. In der Geologie kann ich meine Studienobjekte mit dem Hammer bearbeiten, Sprengstoff reinstecken, also emotionsfrei. Ich habe die Freude ein unglaublich weites Spektrum der Naturwissenschaften gesehen und z.T. studiert zu haben: die Abwechslung und Vielfältigkeit ist daran das Schöne.

Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?

Bernhard Seubert: Nicht gleich festlegen (Ich will Pilot werden!), sondern erst mal sehen, was es so alles gibt. Ich habe auch mal in einer Fischküche, auf einer U-Bahn Großbaustelle und Untertage gejobbt. Da habe ich gelernt, was ich mit meinem Leben NICHT machen wollte. Die "Jungen" sollten das machen, was sie interessiert, denn wenn man sich nicht für die Sache begeistern kann, dann wird jeder Arbeitstag zur langweiligen Qual. Mach das, was du willst und was du kannst. Außerdem ist ALLES, wenn man es nur genau genug betrachtet total interessant. Jetzt im Ruhestand befasse ich mich zum Beispiel mit "Dreck" (airborne pathogene particles), weil ich zufällig ein hochwertiges Mikroskop rumstehen habe. Als ich damit anfing hatte ich keine Ahnung, wie interessant solcher "Dreck", Pilzsporen, Mikroplastik, Insektenbeinchen in Backzutaten, usw. sein kann. - Ja und noch was: Sprachen lernen. Englisch sowieso und dann egal was, Hauptsache da besteht ein Interesse an Land und Kultur (eine nette Freundin/Freund kann auch motivierend wirken). Denn nach der Schule ist es egal WIE man redet, so lange man seine Message rüber kriegt. Ein paar Worte auf Mandarin, oder Russisch, die ein Lächeln beim Gegenüber hervorrufen, sind eine tiefe, menschliche Freude. So geht Globalisierung. Wir sollten unsere menschlichen Gemeinsamkeiten feiern und nicht die paar kulturellen Unterschiede rauspicken.

Alumni-Netzwerk: Wie könnten Voraussetzungen aussehen, unter denen du nach Bad Kissingen zurückkehren würdest?

Bernhard Seubert: Es ist unwahrscheinlich, dass ich jetzt noch nach Kissingen zurückkehren werde, dafür passen die Voraussetzungen nicht. Hier habe ich ein schönes, eigenes Haus mit Garten (siehe Bild), Freunde und ehemalige Kollegen aus dreißig Berufsjahren. Ein entsprechendes Umfeld wäre für mich in Deutschland nur sehr schwer wiederaufzubauen. Dazu kommt weiter, dass meine indonesische Frau über allerlei bürokratische Hürden hüpfen müsste, um eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung zu bekommen. In der Abwägung erscheint das "für die paar Jahre noch" ein sehr langer und steiniger Weg. Trotzdem - man soll ja nie "nie" sagen, schaue ich mir manchmal im Netz Immobilien in Mürscht an, aber auch welche in Weimar. Soll ja auch schön sein.

Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?

Bernhard Seubert: Da mich in Bad Kissingen niemand mehr kennt, einfach ein herzlicher Gruß aus der Ferne. Hier regnet‘s, dort in Bad Kissingen herrscht kaltes Mistwetter, aber man kann überall happy sein und Aussteigen nach Bali macht auch nicht glücklich. In diesem Sinne: "Have fun, wherever you are, whatever you do!"

Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.

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