Alumni stellen sich vor: Christoph Wohland
Steckbrief: Christoph Wohland
Geburtsjahr | 1980 |
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen | Jack-Steinberger-Gymnasium |
Schulabschluss im Jahr | Gymnasium Bad Kissingen 2000 (eigentlich 1999, aber Ehrenrunde in der 9. Klasse Mathematik/Physik) |
Studium | Medizinstudium Halle an der Saale, Heidelberg, Bern (CH) |
Heute tätig als | Assistenzarzt Orthopädie/Unfallchirurgie/Chirurgie |
(Wohnort) Arbeitsort, Land | Bad Bocklet, Schweinfurt, Bayern |
Interview: Christoph Wohland
Alumni-Netzwerk: Christoph, du hast 2000 Abitur in Bad Kissingen gemacht. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…
Christoph Wohland: Prinzipiell bin ich gerne in die Schule gegangen, aber in regelmäßigen Abständen träume ich, dass ich mein Mathematik Abitur verhaue, dann wache ich auf, freue mich, dass ich approbierter Arzt bin und trockne meinen Stirnschweiß… Das scheint wohl ein tiefsitzendes schulisches Trauma zu sein. Ansonsten bin ich sehr gerne aufs Bad Kissinger Gymnasium gegangen. Meine beiden besten Freunde habe ich 1990 in der 5d (die Kinder der Umlandbevölkerung) kennen und lieben gelernt. Und in Bad Kissingen sind wir im Gegensatz zu harten Großstadtkindern echt behütet groß geworden. Mein Fahrrad zum Beispiel habe ich nie abgesperrt und es stand immer brav im Schulkeller nach dem Unterricht... Bei außerschulischen Aktivitäten wie Schwimmen bei Frau Fix oder Basketball mit Rudi Rohr lernte ich Teamgeist und Freude am gemeinsamen sportlichen Erfolgen.
Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?
Christoph Wohland: Die gab es sicherlich, im Positiven wie auch im Negativen. Relativ schnell weht einem im Studium ein harter Wind um die Ohren in Sachen Qualität und Quantität des Lernstoffes. Hier hat mich das Bad Kissinger Gymnasium sicherlich gut vorbereitet und das Lernen gelehrt.
Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?
Christoph Wohland: Zunächst einmal absolvierte ich meinen Zivildienst bei den Maltesern in Bad Kissingen mit mehreren Abiturkollegen zusammen. Es war eine wirklich wilde aber auch soziale Zeit im Fahrdienst in und um Bad Kissingen.
Vor und kurz nach dieser Zeit jobbte ich bei der Deutschen Post AG als Briefzusteller in einem Stadtbezirk von Bad Kissingen. Dies stellte auch eine gewisse heimatverbundene Bodenständigkeit her, zumal ich hier auch stolz - wenn auch ein wenig anstrengend - mein erstes eigenes Geld verdienen konnte.
Als ich trotz eines 2,3-er Notendurchschnitts einen Medizinstudienplatz ergattern konnte, war ich freudig erregt, hatte aber wegen der Lokalisation in Halle/Saale auch anfänglich etwas Berührungsängste. Bis zu meinem Wechsel nach Heidelberg im Jahr 2006 hatte ich mich jedoch gut eingelebt und konnte auch anfänglich bestehende Vorurteile abbauen und vom engstirnigen Unterfranken ein Stück weit toleranter bezüglich anderer Lebensentwürfe werden. Zu meinen damaligen Studienkollegen verbindet mich noch ein inniges Verhältnis.
2006 wechselte ich ans Theodor-Kutzer-Ufer der Universität Heidelberg am Klinikum Mannheim, wo ich meine klinischen Semester bis zum Hammerexamen 2009 mit einem 5-monatigen Zwischenaufenthalt in Bern/CH absolvierte.
In der Heimat und hier speziell im Elisabeth KKH Bad Kissingen trat ich in der visceralchirurgischen Abteilung von Professor Kahle meine erste Stelle als Assistenzarzt an.
Die weiteren Stationen waren Bern (CH), Burgdorf (CH) und Brig-Visp (CH) bevor ich 2016 nach Bad Neustadt zurückkehrte.
2021 erfüllte ich mir im Rahmen eines Sabbaticals einen langgehegten Traum: nach konditioneller und mentaler Vorbereitung überquerte ich zu Fuß die Alpen und wanderte von München bis nach Venedig. Hieraus habe ich sehr viel neue Kraft und Motivation schöpfen können.
Nun bin ich im St. Josef KKH Schweinfurt in der Chirurgie tätig. Mein Beruf bleibt eben doch Berufung und trotz anstrengender und leider zunehmend bürokratisierter Kommerzialisierung liebe ich ihn.
Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Christoph Wohland: Nach einer morgendlichen Visite gehört die chefärztliche Morgenbesprechung zum beruflichen Ritual, dann verteilen wir uns über Notaufnahme, Operationssaal oder auf die chirurgischen Stationen, um in jeweils eigener Art und Weise dem ärztlichen Auftrag am Patienten nachzugehen. Jede dieser Tätigkeiten übt einen speziellen Reiz und diverse Möglichkeiten der Entfaltung für mich aus.
Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?
Christoph Wohland: Beispielsweise sollten wir uns auf unserer Abiturfahrt nach Berlin zwei Punkte zur kulturellen Bereicherung aussuchen. Der Kultfilm "Bang Boom Bang" im Kino und "Heinz Becker" im Kabarett oder "Die Wühlmäuse" reichten hierfür schon aus… Legendär sind und bleiben auch die Fahrten mit meinem geschätzten Englisch-LK Leiter Dr. Michael Peter im Rahmen der Jungen Europäer, die uns Landeiern große Horizonte eröffnete.
Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?
Christoph Wohland: Es gibt so vieles, was meinen Beruf so interessant und spannend macht, jedoch machen immer noch die teilweise unattraktiven Arbeitszeiten und das zuweilen hohe Stressaufkommen den Beruf vielleicht nicht zu Jedermanns Ding.
Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?
Christoph Wohland: Geht raus in die Welt, lernt andere Kulturen, Arbeitsweisen, Lebensentwürfe, Menschen und Herangehensweisen kennen, seid oder werdet tolerant und verliert dabei nie den Bezug und die Liebe zur Heimat.
Alumni-Netzwerk: Du bist wieder nach Bad Kissingen zurückgekehrt. Was war dafür ausschlaggebend?
Christoph Wohland: Nach fünfjähriger beruflicher Auslandserfahrung in der Schweiz, wo ich Mentalität und Charakter der Eidgenossen kennen- und schätzen gelernt habe, war es jedoch für mich als "Ausländer" wieder an der Zeit in meine Heimat zurückzukehren. Meinen Freundeskreis in Bad Kissingen konnte ich mir in meiner Diaspora aufgrund enger Bande erhalten und so werde ich immer ein wenig verklärend sentimental, wenn ich die Spitze des Kreuzbergs zu Fuß oder mit dem Fahrrad alleine oder mit Freunden erklimme oder an einem lauen Sommerabend im Bad Kissinger Rosengarten sitze. Schön wieder zu Hause zu sein!
Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?
Christoph Wohland: Liebe Grüße und wir sehen uns beim nächsten Treffen. Und vielen Dank für Deine Öffentlichkeitsarbeit für unser Weltkulturerbe, Steffi M.
Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.