Alumni stellen sich vor: Claudia Mainberger (geb. Bandulet)
Steckbrief: Claudia Mainberger (geb. Bandulet)
Geburtsjahr | 1978 |
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen | Jack-Steinberger-Gymnasium |
Schulabschluss im Jahr | Abitur 1997 |
Studium | Diplom-Biologie |
Heute tätig als | Selbständige im Einzelhandel |
(Wohnort) Arbeitsort, Land | Bad Kissingen |
Interview: Claudia Mainberger (geb. Bandulet)
Alumni-Netzwerk: Claudia, du hast 1997 Abitur in Bad Kissingen gemacht. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…
Claudia Mainberger: Ja, prinzipiell bin ich gerne in die Schule gegangen, wenn das frühe Aufstehen nicht gewesen wäre. Damals war das für mich eine schöne Möglichkeit meine breitgestreuten Interessensgebiete zu bedienen und ich erlebte meine Schulumgebung tatsächlich als eine Art Familie. Ich glaube, dass Schule früher das war, was heute soziale Medien bieten - nur ohne die Möglichkeit unerwünschte Inhalte schnell loszuwerden. Es wurde Wissen vermittelt, Unterhaltung geboten, man konnte sich austauschen und hin und wieder gab es Beziehungsdramen oder Romantik. In den höheren Klassen habe ich mir aber auch die Freiheit genommen, aus Mangel an Schlaf oder Motivation, die Randstunden montags und freitags, sowie ungeliebte Fächer nicht zu besuchen.
Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?
Claudia Mainberger: Hm, lässt sich schwer beantworten. Das damalige Kollegium am Gymnasium war gerade im kreativen und naturwissenschaftlichen Bereich eine hochkompetente Zusammenstellung an Persönlichkeiten mit Vorbildcharakter. Da waren die Kunstlehrer, die mich inspirierten, mich kreativ auszudrücken: Frau Kirchner (einfach lieb), Herr Rohr (irgendwie cool), Herr Röhrle (exzentrisch) und (damals noch neu) Herr Dotzauer. Dann gab es die Naturwissenschaftler, die mir strukturiertes Vorgehen und das Erarbeiten von wissenschaftlichen Fragestellungen beibrachten: Herr Kessler (hat super erklärt), Herr Kohlert (hatte immer die passende Geschichte auf Lager) und Herr Schiklang (sehr herzlich).
Auch im sprachlichen Bereich gab es einige Koryphäen, die nicht nur Fremdsprachen oder das Verfassen von Texten lehrten, sondern auch das Entwickeln von eigenständigem Denken und damit auch mein Interesse an Bewusstseinsphänomenen und Mystik förderten: Dr. Peter (legendär), Herr Bohrer (hat uns ernst genommen), Herr Spor (überraschend spritzig), Herr Grosch (respekteinflößend im positiven Sinne) und natürlich Herr Gläßel (humoristisch).
Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?
Claudia Mainberger: Nach dem Abitur erlebte ich eine Phase der absoluten Freiheit und fühlte mich (ganz kurz) unbesiegbar. Die ganze Welt stand mir offen und der Wunsch Bad Kissingen verlassen zu wollen war groß. Es erschreckte mich aber auch sehr, dass meine Freunde so plötzlich in alle Richtungen auseinanderzogen und meine jahrelange Ersatzfamilie zerfiel.
Nach einem Jahr auf der Würzburger Dolmetscherschule, trat ich meinen Studienplatz in der Diplom-Biologie gemeinsam mit zwei lieben Schulfreunden in Gießen an, wechselte aber bald zu meinem Wunschstudienort nach Freiburg und fand meine Studienheimat schließlich in Würzburg.
Mein Studium der Biologie in Würzburg war eine großartige Zeit mit erstklassigen Dozenten und Studienkollegen. Im Hauptstudium war es schließlich möglich, mich komplett auf die Fachrichtungen pharmazeutische Biologie und Neurophysiologie zu spezialisieren. In diesem Zusammenhang bin ich auch zu einem Praktikum in Florida gewesen und habe in den Mangrovenwäldern Ameisen unter die Lupe genommen.
Nachdem ich das Studium abgeschlossen hatte, ging ich mit einem Stipendium der Wilhelm-Sander-Stiftung nach Erlangen, um meine Doktorarbeit mit Studien zum Multiplen Myelom zu erstellen. Währenddessen absolvierte ich im Abendstudium meine Ausbildung zur Heilpraktikerin und intensivierte meine privaten Studien zur Ethnobotanik, Kulturanthropologie sowie Mythologie.
Nach einigen privaten Veränderungen entschied ich mich 2007 dazu, in meine Heimat Bad Kissingen zurückzukehren, wo ich eine Familie gründete und 2008 und 2009 meine Kinder geboren wurden.
Hier baute ich im Geschenkeladen an der Lindesmühlpromenade die Abteilung Wolke7 für biologische und ganzheitliche Lebensführung auf, in der Heilkräuter, ätherische Öle und Meditationsbedarf angeboten wurde.
2012 übernahm ich den Laden im Ganzen und eröffnete einen Onlineshop. In den folgenden Jahren erweiterte ich stetig das Angebot und entfaltete noch meine Künstlerserie Blütenmandalas.
Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Claudia Mainberger: Also einen typischen Arbeitstag gibt es häufig gar nicht. Am wichtigsten im Einzelhandel sind die Beratung und der Verkauf. Hier treffe ich auf meine Kunden, die aus ganz Deutschland in unser Welterbe Bad kommen und Beratung suchen zu verschiedenen Themen wie Meditation und Achtsamkeit, Klangtherapie oder ätherischen Ölen, Kräutern und Klangschalen - natürlich suchen viele auch einfach nur ein schönes Mitbringsel für ihre Daheimgebliebenen. Die Gespräche, die dabei geführt werden, sind häufig sehr inspirierend und es ist schön die Entwicklung der Menschen zu beobachten, die im Laufe des mehrwöchigen Klinikaufenthalts wieder zurückfinden zu ihrer gesunden Lebenskraft. Die Aufgaben, die es darüber hinaus zu erledigen gilt: Büroarbeiten, Ware bestellen, Lieferungen auspacken und Ware dekorieren, Buchhaltung, Reinigungsarbeiten, Onlineshop pflegen etc.
Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?
Claudia Mainberger: Es gibt etliche Anekdoten, an die ich gerne zurückdenke. Vor allem Feiern, Fahrten und Veranstaltungen, die sich hier aber eher nicht eignen öffentlich erzählt zu werden - vielleicht können wir ja beim diesjährigen Abi Treffen über einige davon schmunzeln.
Folgende kann ich erzählen: Die Entscheidung in den Ethikunterricht zu wechseln. Die Entscheidung traf ich, weil ich im Religionsunterricht zuletzt eine etwas problematische Beziehung zum Fach und zum Unterrichtszeitpunkt hatte (Freitag 6. Stunde - war ich nicht oft anwesend) und mir berichtet wurde, dass man mangels Schüler - wenn man Ethik wählte, in diesen Stunden Freistunde hatte. Nachdem das nicht nur für mich verführerisch war, wählten noch mehr Schüler diese Option, was schließlich dazu führte, dass die magische Grenze von etwa 8 Schülern überschritten wurde und nun doch Unterricht angeboten wurde. Bei Herrn Bohrer, den ich bereits als durchaus anspruchsvolle Lehrkraft kennenlernen durfte. Meine anfängliche Enttäuschung wandelte sich bald in absolute Begeisterung um. Ich liebte diesen philosophischen Unterricht, in dem es uns möglich gemacht wurde, uns zu erwachsenen und selbständig denkenden Individuen zu entfalten.
Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?
Claudia Mainberger: Natürlich meine Familie. Wer meine Geschichte kennt, weiß, dass es ein kleines Wunder ist, dass ich mit meiner großen Liebe eine Familie gründen durfte und zwei einzigartige Kinder habe. Ich bin glücklich darüber, in der Lage zu sein, meine Zeit so einteilen zu können, dass ich auch Teil ihres Lebens sein kann.
Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?
Claudia Mainberger: Lasst euch nicht verunsichern von den Senkrechtstartern. Das Leben läuft nicht immer geradlinig. Habt den Mut ihr selbst zu sein und euer eigenes Lebenskonzept zu entdecken. Bleibt neugierig. Seht nie auf jemanden herab, es sei denn, ihr helft ihm hoch. Vergesst eure Heimat nicht.
Alumni-Netzwerk: Du bist wieder nach Bad Kissingen zurückgekehrt. Was war dafür ausschlaggebend?
Claudia Mainberger: Da kamen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen habe ich mit zunehmendem Abstand erkannt, wie schön meine Heimat ist, wenn man erstmal aus der Sturm und-Drang-Phase herausgewachsen ist, und zum anderen setzte mir eine gesundheitliche Krise stark zu.
Im Rahmen einer Therapie gegen Depressionen traf ich schlussendlich die Entscheidung nach Bad Kissingen zurückzukehren und Menschen bei Ihrem Umgang mit unsichtbaren Erkrankungen zu helfen.
Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?
Claudia Mainberger: Dieses Jahr hat unser 25- jähriges Abitreffen stattgefunden und ich habe mich sehr darüber gefreut, wie viele Ehemalige teilgenommen haben. Es war ein lustiger Abend, der viele Erinnerungen zurückbrachte.
Wir waren echt ein toller Jahrgang! Vielen Dank an Andi und Thilo für die Organisation! Vielen Dank auch an Steffi, die diese Gruppe im Namen von Dr. Dirk Vogel ins Leben gerufen hat und leidenschaftlich pflegt.
Alumni-Netzwerk: Es ist uns eine Ehre. Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.