Alumni stellen sich vor: Steffen Siegel
Steckbrief: Steffen Siegel
Geburtsjahr: 1958
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen: Staatliche Realschule Bad Kissingen
Schulabschluss im Jahr: Mittlere Reife 1975
Studium: Sozialpädagogik
Heute tätig als: Sozialpädagoge
(Wohnort) Arbeitsort, Land: WürzburgInterview: Steffen Siegel
Alumni-Netzwerk: Steffen, du hast 1975 Mittlere Reife an der Staatlichen Realschule in Bad Kissingen gemacht. Hand aufs Herz: Bist du gern in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…
Steffen Siegel: Ehrlich, ich bin total gerne zur Schule gegangen. Unsere Klasse war von der 8. bis zur 10. Klasse ein „Experiment“ der Schule, alle Wiederholer der 8. Klasse wurden zusammengesteckt. Wir waren alle ein Jahr älter als die anderen, gefürchtet und geliebt zugleich.
Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?
Steffen Siegel: Nein, überhaupt nicht. Mit 16 hatte ich keine Ahnung, was ich mal werden will. Nur nichts mit Mathe...
Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?
Steffen Siegel: Fachoberschule Schweinfurt, Fachhochschule Würzburg, dann 2 Jahre Taxifahrer in KG (Nachtdienst), seit 1984 beim Jugendamt der Stadt Würzburg.
Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Steffen Siegel: Ich bin Beamter (Sozialamtsrat) und Teamleiter eines sozialpäd. Fachdienstes (Trennungs-/Scheidungsberatung, Jugendhilfe in Strafverfahren). In der Fallbearbeitung berate ich straffällige junge Menschen, biete bei Bedarf Hilfen an und begleite und unterstütze sie während des Strafverfahrens, auch vor Gericht.
Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?
Steffen Siegel: Dafür reicht dieses kleine Interview nicht. Eine Anekdote von vielen: Die meisten unserer Klasse trafen sich jeden Freitag nach der Schule am Theaterplatz, da tranken wir unser „Feierabendbier“. Ich glaube, von dem Pfand im Materialschrank im Klassenzimmer konnten wir zum Schulabschluss eine kleine Extraparty finanzieren.
Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?
Steffen Siegel: Meine Frau, meine beiden Söhne und dass ich durch Zufall im Jugendamt auf eine Aufgabe gestoßen bin, die ich mit Herzblut ausfülle. Ich kann mir als Sozialpädagoge keine schönere Arbeit vorstellen, als mit Jugendlichen, jungen Volljährigen, Jugendhilfeeinrichtungen, Polizei und Justiz zusammenzuarbeiten.
Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?
Steffen Siegel: Last euch Zeit, das Richtige zu finden. Aber lasst euch auch darauf ein, Dinge auszuprobieren. Manchmal kommt man erst auf den Geschmack, wenn man es tut. Berufliche Zufriedenheit ist ein wichtiger Baustein für ein gelingendes Leben. Ich habe es nie bereit, im öffentlichen Dienst angeheuert zu haben. Ich hatte auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten immer einen sicheren Arbeitsplatz.
Alumni-Netzwerk: Wie könnten Voraussetzungen aussehen, unter denen Du nach Bad Kissingen zurückkehren würdest?
Steffen Siegel: Also, weit bin ich ja nicht gekommen, in 50 Minuten bin von Würzburg aus in der Heimat. Die letzten 10 Jahre habe ich jeden Samstag meine Mutter in KG betreut, bis sie mit 100 Jahren nach Würzburg ins Pflegeheim ging. Sie war gebürtige Kissingerin und lebte 100 Jahre in ihrer Heimatstadt. Ich habe noch gute Freunde in KG. Außerdem bin ich Mitglied und Kassenprüfer im Ski-Club Bad Kissingen und jedes Jahr bei der Ski-Reise des SC dabei. Ich liebe meine Heimatstadt. Gerne würde ich nach der Pensionierung zurück, aber da ist sich der Familienrat noch uneinig.
Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?
Steffen Siegel: Als Jugendliche haben wir diese kleinbürgerliche Stadt mehr gehasst als geliebt. Jugendliche waren damals eine wertlose, ungeliebte Personengruppe in der ultra-konservativ regierten Stadt. Da hat sich doch Gott sei Dank sehr, sehr viel zum Positiven verändert. Jetzt gehöre ich bald selbst zu den „Alten“, fühle mich aber noch ganz und garnicht so. Kissingen hat nicht nur für Alte was zu bieten. So eine kleine, friedliche Kurstadt, ich weiß es wieder zu schätzen. Kommt zurück, Leute, wir treffen uns wieder freitags auf dem Theaterplatz...
Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.