Alumni stellen sich vor: Kilian Moritz
Steckbrief: Kilian Moritz
Geburtsjahr: 1965
Letztbesuchte Schule in Bad Kissingen: Gymnasium Bad Kissingen
Schulabschluss im Jahr: 1984
Studium: Musikstudium Hauptfach Kontrabass (Musikkonservatorium Würzburg); Studium Zusatzfach Tuba (Musikkonservatorium Nürnberg); Studium Volkskunde (Universität Würzburg; ohne Abschluss); Kontaktstudium Kulturmanagement (Universität Ludwigsburg); Masterstudiengang Medienrecht (Universität Mainz; Abschluss "Master of Laws, LL.M.")
Heute tätig als: Medienprofessor an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (thws)
(Wohnort) Arbeitsort, Land: Wohnort Theilheim bei Würzburg; Arbeitsort WürzburgInterview: Kilian Moritz
Alumni-Netzwerk: Kilian, Du hast 1975 – 1984 das Gymnasium in Bad Kissingen besucht. Hand aufs Herz: Bist Du gerne in die Schule gegangen? Erzähl doch mal ein bisschen…
Kilian Moritz: Das ist ja immer so eine Sache, wenn man im vorgerückten Alter (ich bin inzwischen 59) auf die Schulzeit zurückschaut: Man neigt dazu, Dinge zu verklären und durch die rosarote Brille zu schauen. Aber auch wenn ich länger überlege und drüber nachdenke: Ja, ich bin wirklich sehr gerne in Bad Kissingen in die Schule gegangen. Die Lehrer habe ich als freundlich, engagiert und motiviert in Erinnerung. Ich glaube schon, dass sie uns Schüler bestmöglich auf die Berufsausbildung und aufs Leben vorbereitet haben.
Ich erinnere mich, dass ich als Schülersprecher öfters beim Direktor Gotthilf Riedel in seinem Büro war, wenn es darum ging, Veranstaltungen zu planen. Er war immer sehr herzlich und fürsorglich.
Alumni-Netzwerk: Gab es Lehrerinnen und/oder Lehrer, die deine spätere Berufsentscheidung maßgeblich beeinflusst haben? Wenn ja, welche bzw. welcher und warum?
Kilian Moritz: In den letzten Monaten habe ich einige unserer ehemaligen Lehrer getroffen, mal auf einer Beerdigung, mal auf einem Stadtfest in Mürscht und auch neulich bei unserem 40-jährigen Abi-Treffen. Es ist sehr schön, die früheren Lehrer wieder zu sehen. Ich könnte aber jetzt nicht sagen, dass konkret die Lehrerin X oder der Lehrer Y meine spätere Berufsentscheidung beeinflusst hätte.
Alumni-Netzwerk: Wie sahen deine Stationen nach der Schulzeit aus?
Kilian Moritz: Zivildienst bei der Caritas in Bad Kissingen in der Hartmannstraße mit kleinem, altmodischen Zimmerle oben unter’m Dach und Blick auf die Stadtpfarrkirche (1984/85). Ab 1985 Studium an der Uni Würzburg (Sprachwissenschaft und Volkskunde, ohne Abschluss), dann Musikstudium in Würzburg (Hauptfach Kontrabass) und Nürnberg (Hauptfach Tuba). Später berufsbegleitend das Kontaktstudium Kulturmanagement (Uni Ludwigsburg) und der Masterstudiengang Medienrecht (Uni Mainz). Beruflich war ich 10 Jahre beim BR in Nürnberg (Radio), 10 Jahre beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt (Fernsehen), 2 Jahre in Ansbach an der Hochschule (Professur Hörfunk- und Kulturjournalismus) und seit 2012 bin ich als Medienprofessor in Würzburg an der thws (Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt).
Alumni-Netzwerk: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Kilian Moritz: Meine Aufgabe ist es, junge Menschen bestmöglich auf das Berufsleben vorzubereiten. Das sind bspw. angehende Medienmanager, die ich ausbilden darf, aber auch Studenten aus sonstigen Studiengängen, denen ich Sinn und Zweck von freien, unabhängigen Medien erklären und Medienkompetenz vermitteln möchte.
Ein typischer Arbeitstag ist recht unspektakulär: Ich gehe in die Hochschule und halte Vorlesungen. J
Da sich die Inhalte in der Medienbranche aber so rasant weiterentwickeln, ist das Vorbereiten und stete Weiterentwickeln meiner Vorlesungen recht zeitaufwändig. Es ist ein lebenslanges Lernen. Man muss immer am Ball bleiben! Sowohl für die Medienmacher, als auch für die Rezipienten (Hörer, Leser, Zuschauer, User) ändert sich heute so vieles in allerkürzester Zeit. Es wird nie langweilig, ich genieße das.
Alumni-Netzwerk: Gibt es eine Anekdote aus der Schulzeit oder aus der Zeit in Bad Kissingen, die du mit uns teilen willst?
Kilian Moritz: Die Schülerinnen im sozialen Zweig der Oberstufe (den durften nur Mädchen besuchen) hatten jede Woche Kochunterricht nebenan in der Schulküche der Kissinger Realschule. In der zweiten Schulpause, um Viertel-/Halbzwölf oder so, bin ich oft zu denen rüber und bekam von den was ganz frisch Gekochtes eingepackt. Als ich dann bspw. eine heiße, wohlduftende Lasagne bei uns im Unterricht ausgepackt habe, so kurz vor Schulende, erinnere ich mich an den neidischen Blick unseres Lehrers, der gerade wohl im Unterzucker war und zu gerne auch was davon bekommen hätte.
Alumni-Netzwerk: Was war das Beste, das dir im (Berufs-)Leben widerfahren ist?
Kilian Moritz: Privat ist das meine Familie, ganz ohne Frage! Ich bin meinem Herrgott dankbar dafür, dass es so ist, wie es ist.
Beruflich darf ich das machen, was mir großen Spaß macht und zudem darf ich hier in Unterfranken leben. So gerne ich Radioredakteur war und dann TV-Musikproduzent, so gerne bin ich heute Medienprofessor.
Dass ich in meinem Elternhaus so vielfältige Musikeinflüsse erleben durfte, darüber bin ich sehr glücklich.
Alumni-Netzwerk: Was würdest du heutigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern raten?
Kilian Moritz:
Ich rate das, was man sehr oft hört: „Macht, worauf Ihr Lust habt und was Euch interessiert! Dann macht Ihr Euren Job später auch gerne. Und wer etwas gerne macht, macht es aller meistens auch gut.“ Allerdings sollte man einen Plan B parat haben, wenn es mit dem ursprünglichen Plan nix wird oder der eigentliche Berufswunsch gar zu unrealistisch ist (ich denke hier in Richtung „tibetanische Mundartforschung“…). Man sollte auch flexibel sein: Wenn es mit dem Studienplatz oder dem Job in der Wunsch-Stadt nicht gleich klappt, dann geht man halt erst mal woanders hin zum Studieren oder Arbeiten.
Ich bin schon ein Befürworter des Leistungsgedankens: Wenn man Zeit und auch Mühe in die eigene Qualifikation steckt (egal ob Studium, Lehre oder sonstige Ausbildung), steigen die Berufs-Chancen. Man muss sich auch mal durchbeißen und darf nicht gleich aufgeben. Unser Wohlstand, den wir in unserem Land genießen, ist keine Selbstverständlichkeit. Da müssen wir auch was dafür tun, sonst geht’s ruck-zuck rückwärts.
Alumni-Netzwerk: Wie könnten Voraussetzungen aussehen, unter denen Du nach Bad Kissingen zurückkehren würdest?
Kilian Moritz: Mich hat es zwar beruflich nach Nürnberg und Frankfurt verschlagen (je 10 Jahre) und 2 Jahre nach Ansbach, aber das ist ja nicht wirklich weit weg und die Bande in die unterfränkische Heimat bestanden immer. Es sind im Leben ja so viele Weggabelungen und oft auch Zufälle mit weitreichenden Folgen. Bei mir war es 1990 der Anruf von Emil Händel, einem Redakteur des Bayerischen Rundfunks, der mich fragte, ob ich bei ihm in Nürnberg als freier Mitarbeiter in seiner Radioredaktion anfangen möchte. Ohne diesen Anruf wäre mein Lebensweg anders verlaufen und ich wäre wohl Musiker und Musiklehrer in der Rhön geworden. Das hätte mir auch sehr gut gefallen.
Alumni-Netzwerk: Hast du eine Botschaft oder einen Gruß an die anderen Bad Kissinger Alumni und an Bad Kissingen?
Kilian Moritz: Merke: Es ist super, wenn der Klassenbeste gleichzeitig der eigene beste Schulfreund ist und einem mit einer Engelsgeduld beim Lernen vor den Schulaufgaben hilft. Das verbessert den eigenen Notendurchschnitt erheblich! (Kilian Moritz lacht.)
Das Schönste ist: Heute, 45 Jahre später, engagiert sich dieser gute, alte Freund ehrenamtlich in der Hausaufgabenhilfe im Jack-Steinberger-Gymnasium und hilft mit seiner unermüdlichen Engelsgeduld den Schulkindern bei deren Hausaufgaben.
Meine Botschaft an Bad Kissingen: Du bist ein liebenswertes, lebenswertes und prachtvolles, schönes Städtle!
Alumni-Netzwerk: Vielen Dank für dein Interview und alles Gute.