BENEDIKT SCHLOSS (1875 - 1943), Schuhwarenhändler, Maxstraße 31
In der Pogromnacht des Jahres 1938 gehörte Benedikt Schloß zu jenen 28 Kissinger Juden, die in den frühen Morgenstunden des 10. Novembers 1938 festgenommen und ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht wurden. Doch da der damals 63-Jährige vom Amtsarzt als „nicht lagerfähig“ erklärt wurde, wurde er nicht wie seine Mitgefangenen ins KZ Dachau verschleppt, sondern durfte am 18. November 1938 das Bad Kissinger Gefängnis wieder verlassen.
Aufgrund seines hohen Alters wurde Benedikt Schloß auch nicht mit dem Großteil der Kissinger Juden über Würzburg ins Ghetto Izbica deportiert, sondern am 24. Mai 1942 zunächst in ein „jüdisches Altersheim“ nach Würzburg gebracht. Dieses Zwangsquartier befand sich in der Bibrastraße 6. Zuvor hatte er bei der Gestapo-Stelle Würzburg beantragt, jenen Teil seines Besitzes zu veräußern, den er nicht mit nach Würzburg nehmen konnte. Der Antrag wurde bewilligt, und so konnte Schloß für einen geringen Erlös noch folgende Gegenstände verkaufen: eine alte Kommode, einen eisernen Blumentisch, einen Tisch, einen Holzkoffer und ein weiß lackiertes Bettgestell. Dies dokumentiert, in welcher Armut die Familie Schloß gelebt haben muss.
Am 23. September 1942 wurde er unter der Evakuierungsnummer 284 mit der Reichsbahn von Würzburg aus ins KZ Theresienstadt deportiert, das nach den Beschlüssen der Wannseekonferenz als Lager für Juden über 65 Jahre eingerichtet worden war. Nach Angaben seiner Frau Emilie ertrug er das Elend dort nicht und verschied am 20. August 1943 an „Hunger, Kummer und Ungeziefer“.
Stolperstein-Patin: Erika Rust
Text: Andreas Reuter