Dr. med. ALFRED MÜNZ (1897 - 1944), Theresienstraße 1

Alfred Münz wurde am 27. Juni 1897 in Nürnberg als Sohn des aus Westgalizien stammenden Sanitätsrats Dr. med. Philipp Münz und der Martha Sauerbach aus Rheinhessen geboren. Drei Jahre später (1900) kam sein einziger Bruder, Heinrich Münz, zur Welt, der später in die USA emigrieren konnte.
 




Im Jahr 1903 zog Alfred als Sechsjähriger mit seinen Eltern an seinen neuen Zweitwohnsitz, das Kurheim in der Theresienstraße 7 (heute Nr. 1) in Bad Kissingen, wo Vater Philipp bis 1939 während der Sommermonate als Badearzt tätig war. Die Familie behielt allerdings bis 1932 ihre Erstwohnung und die Arztpraxis in Nürnberg, wo sie regelmäßig in der Wintersaison von November bis April lebte und praktizierte.

Zur Einweihung der Bad Kissinger Kinderheilstätte in der Salinenstraße, deren Gründer und ärztlicher Leiter sein Vater war, durfte der achtjährige Alfred Münz am 12. Juni 1905 ein vom Vater verfasstes Gedicht aufsagen, woraufhin sein „in inniger effektvoller Betonung“ dargebotener Vortrag sogar in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“ lobend erwähnt und das Gedicht dort auch abgedruckt wurde.

Als 19- jähriger Gymnasiast rückte Alfred Münz im Jahr 1916 mitten im Ersten Weltkrieg zum Kriegsdienst ein. Erst nach Kriegsende machte er im Juni 1919 sein Abitur nach und meldete sich am 6. Mai 1920 nach Würzburg ab, um an der dortigen Julius-Maximilians-Universität Medizin zu studieren. In Würzburg trat er auch in die jüdische Studentenverbindung Rheno-Palatia ein. Außerdem soll er an den Universitäten Erlangen und München immatrikuliert gewesen sein.

Alfred Münz promovierte 1927 in Würzburg. Seine Dissertation hatte das Thema „Über den Einfluss von Thoraxdeformitäten auf Lunge und Herz“. Schon zwei Jahre zuvor hatte er am 1. März 1925 seine Approbation erhalten. Fortan arbeitete Alfred Münz bis 1939 als Allgemeinmediziner Seite an Seite mit seinem Vater sowohl in Nürnberg als auch in Bad Kissingen. Die Winter 1925 bis 1928 verlebte er allerdings nicht wie üblich in Nürnberg, sondern in Berlin. Es ist anzunehmen, dass er sich dort bei seinem Bruder Heinrich aufhielt, der in Berlin als Zahnarzt praktizierte.

Dem Arzt Alfred Münz erging es wie allen seinen Berufskollegen. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden etwa 8.000 jüdische Ärzte aus ihrem Arbeitsverhältnis „entfernt“. Nur 3.000 Ärzten wurde es erlaubt, bis 1938 unter erschwerten Bedingungen freiberuflich zu praktizieren. In Bad Kissingen gab es im Frühjahr 1938 außer Alfred Münz und seinem Vater noch zwei weitere jüdische Ärzte - Siegfried Wahle und Sally Mayer; für beide wurden bereits in Bad Kissingen Stolpersteine verlegt.

Die gesetzliche Grundlage zum endgültigen Entzug der Approbation aller jüdischen Ärzte gab schließlich die 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juni 1938, wonach „Jüdisch“ mit „Staatsfeindlich“ gleichgesetzt wurde. Offiziell durfte ab sofort nur noch eine geringe Anzahl der jüdischen Ärzte als „jüdische Krankenbehandler“ ausschließlich für jüdische Patienten arbeiten. Die Existenzgrundlage der Angehörigen dieses Berufstandes und deren Familien wurde dadurch vollends zerstört.

Es ist nicht bekannt, wie Alfred Münz bis 1943 seinen Lebensunterhalt bestritt. Gesichert ist lediglich, dass er am 21. Juli 1939 zusammen mit seinem Vater Bad Kissingen verließ und nach Berlin übersiedelte. Ihre dortige Adresse war zunächst Kurfürstendamm 22, ab 1941 dann Marburger Straße 12.

Alfred Münz wurde gemeinsam mit seinem Vater am 13. Januar 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert. Am 29. September 1944 kam er ins KZ Auschwitz, wo er bald ermordet wurde.


Stolperstein-Pate: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Bad Kissingen
Text: Marianne Tolksdorf

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