Dr. med. PINKUS PHILIPP MÜNZ (1864 - 1944), Theresienstraße 1

Sanitätsrat Dr. med. Pinkus Philipp Münz wurde am 9. Januar 1864 in Tarnów in Westgalizien als Sohn des Rabbiners und religiösen Autors Dr. phil. Lazar Münz (1837-1921) und der Kaufmannstochter Lea Luise Kleinmann aus Tarnów geboren. Philipp Münz studierte Medizin. Anschließend lebte und praktizierte er zunächst in Nürnberg. Verheiratet war er mit der aus Rheinhessen stammenden, sieben Jahre jüngeren Martha Sauerbach. Das Paar hatte zwei Söhne, den 1897 geborenen Alfred und den drei Jahre jüngeren Heinrich.
 


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Seit Juli 1892 war Philipp Münz als Allgemeinmediziner zugelassen. Im Mai 1903 zog die Familie nach Bad Kissingen in die Theresienstraße 7 (heute Nr. 1) und betrieb dort neben der Arztpraxis eine Kurpension. Jeweils nach Ende der Kursaison ging die Familie regelmäßig über die Wintermonate November bis April nach Nürnberg zurück, wo sie den Wohn- und Praxissitz behalten hatte. Diese Adresse gab Münz erst im Herbst 1932 im Alter von 68 Jahren auf.

Neben seiner Praxisarbeit war Philipp Münz auch wissenschaftlich tätig. So schrieb er mehrere Fachbücher über die Themen Verdauungsorgane, über Ernährung - speziell unter dem Aspekt jüdischer Küche -, über Arterienverkalkung und Harnanalyse. Darüber hinaus zeigte er auch großes soziales Engagement.

Angeregt durch einen Besuch der evangelischen Kinderheilstätte in der Salinenstraße, erwachte in ihm der Wunsch, eine ähnliche jüdische Einrichtung in Bad Kissingen zu errichten. So stellte er schon 1899 in der jüdischen Wochenzeitung "Der Israelit" eindringlich die Notwendigkeit eines solchen Hauses für chronisch kranke jüdische Kinder aus armen Schichten dar. Er forderte die Leserschaft auf: „Und nun zur Tat! Möge ein Jeder nach Maß seines Vermögens und seines Edelmutes zur Vollendung dieses großen gemeinnützigen Werkes beisteuern!“

Nur sechs Jahre nach diesem Appell eröffnete der 1901 gegründete Verein am 12. Juni 1905 seine Israelitische Kinderheilstätte in der Salinenstraße 34. Bis zur Verdrängung der jüdischen Kurgäste und dem Betriebsverbot im Jahr 1938 konnten sich hier Tausende von Kindern aller Konfessionen unter der ärztlichen Betreuung von Philipp Münz oft unentgeltlich oder gegen einen geringen Beitrag von ihren chronischen Erkrankungen erholen.

Ebenfalls auf Münz’ Initiative wurden 1919 durch einen Anbau Kurmöglichkeiten für berufstätige jüdische Mädchen und Frauen geschaffen. Im Jahr 1927 entstand auch noch das Israelitische Kurhospiz für Erwachsene im Haus Altenberg 2.

Philipp Münz zeigte im Ersten Weltkrieg patriotisches Verhalten und meldete sich freiwillig als Feldarzt. Doch auch dies schützte ihn - wie alle anderen jüdischen Bürger - nicht vor Repressalien und schließlich Berufsverbot.

Wenige Wochen nach dem Tod seiner Ehefrau Martha verließ der inzwischen 75-Jährige im Juli 1939 zusammen mit seinem Sohn Alfred die Kurstadt für immer. Er zog nach Berlin, vermutlich zu seinem jüngeren Sohn Heinrich, der dort als Zahnarzt praktizierte, aber noch rechtzeitig emigrieren und so dem Holocaust entkommen konnte.

Wie schwer die folgenden Jahre für Philipp Münz waren, lässt sich nur erahnen. Vier Tage nach seinem 79. Geburtstag wurde er am 13. Januar 1943 zusammen mit Sohn Alfred ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort kam er am 15. August 1944 um.

Eine noch ausführlichere Biografie von Dr. Philipp Münz finden Sie bei Wikipedia.


Stolperstein-Pate: Dr. Heinz Georg Wetterkamp
Text: Marlies Walter

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