FELIX GUTMANN (1876 - 1942?), Unternehmer, Kurhausstraße 37

Felix Gutmann kam am 29. Juni 1876 in Bad Kissingen als Sohn des Viehhändlers Josef Gutmann und seiner Frau Regina, geb. Ambach, zur Welt. Er wuchs zusammen mit einer älteren und zwei jüngeren Schwestern auf. Über seine Kindheit und Jugendzeit ist nichts bekannt. Gutmann lebte als junger Mann zunächst in verschiedenen Kissinger Wohnungen, eine war die Villa Schönborn in der Salinenstraße 4.
 


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1913 heiratete er Erna Haas. Mit ihr bezog er das Haus Kurhausstraße 37. Das Ehepaar hatte die beiden Töchter Ilse und Elsbeth sowie Sohn Paul Josef. Familienbilder zeigen Gutmann, der kaum größer als seine Frau und seine älteste Tochter Ilse war, als seriösen, gut gekleideten Herrn.

Felix Gutmann war Inhaber einer „Leim-Industrie" in Bad Kissingen. Er warb dafür, Leime und Klebstoffe an Staatseisenbahnen und Verwaltungen zu liefern. In der Promenadestraße 5, wo er seit Oktober 1934 lebte, führte er außerdem ein privates Kurhaus.
Am 31. August 1935 durchsuchte die Kriminalpolizei Bad Kissingen seine Geschäftsräume. Gutmann betrieb nämlich eine Auskunftei, in der er festhielt, welche Firmen und Geschäftspartner kreditwürdig seien. Die Polizei wollte anhand der Durchsuchung feststellen, ob Gutmann möglicherweise Nationalsozialisten zu Unrecht als kreditunwürdig einstufte. Dies war jedoch nicht der Fall. Im Gestapo-Bericht heißt es ausdrücklich: „Die erteilten Auskünfte wurden korrekt beantwortet und waren nicht zu beanstanden.“
Direkt nach der Pogromnacht wurde Gutmann am Morgen des 10. November 1938 zusammen mit 27 anderen Kissinger Juden ins Bad Kissinger Amtsgerichtsgefängnis gebracht. Nach seiner dortigen Inhaftierung verschleppten ihn die Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Dachau, wo er nach zehn Tagen am 20. November entlassen wurde.

Trotz dieser schrecklichen Erfahrung floh Gutmann nicht ins Ausland. Er musste in Bad Kissingen in sogenannte Judenhäuser in der Erhardstraße und in der Hemmerichstraße ziehen. Am 24. April 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau nach Polen deportiert. Sein letzter bekannter Aufenthaltsort ist der Bahnhof Krasnystaw im Bezirk Lublin. Dort kam er am 28. April mit dem Deportationszug aus Franken an. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Es ist wahrscheinlich, dass er mit den anderen Deportierten ins Ghetto Izbica oder ins Nebenlager Krasniczyn verschleppt wurde.

Ort und Datum seines Todes sind unbekannt.


Stolperstein-Pate: Staatl. Realschule, Arbeitskreis Geschichte
Text: Andreas Reuter mit Schülern der Staatlichen Realschule Bad Kissingen

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