ISIDOR LÖWENSTEIN (1896 - 1942?), Schlosser, Hemmerichstraße 12
Seine militärische Ausbildung erhielt Löwenstein beim 83. Infanterieregiment in Kassel. Ab Oktober 1915 kämpfte er an der Ostfront. Anfang 1919 wurde er aus dem Heeresdienst in Göttingen entlassen, ausgezeichnet mit dem EK II und dem Frontkämpferehrenkreuz. Die nächsten Jahre lebte er wieder im Haus seiner Eltern in der Kastenalsgasse 28 in Kassel und arbeitete als Schlosser in der Viehhandlung seines Vaters mit.
In Dezember 1935 zog Isidor Löwenstein nach Bad Kissingen in die Hemmerichstraße 12, wo er auch als Schlosser in der Landmaschinenhandlung von Thekla Stern arbeitete. In den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 wurde er zusammen mit 27 anderen Kissinger Juden inhaftiert und zuerst in das Kissinger Amtsgefängnis gebracht und von dort über das Polizeigefängnis Würzburg in das Konzentrationslager Dachau. Im „Schutzhaftbefehl“ wurde ihm „staatsabträgliches Verhalten“ vorgeworfen. In seiner Vernehmung vom 14. November 1938 betonte er, „nichts verbrochen zu haben“ und kein Mitglied einer politischen Partei gewesen zu sein. Außerdem habe er sich bereits um Ausreise bemüht. Seine Arbeitgeberin Thekla Stern ersuchte bei der Gestapo am 27. November um Haftentlassung, da sie die Hilfe von Isidor Löwenstein bei der bevorstehenden Arisierung ihres Betriebes benötige. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass Löwensteins Bruder Max in Buenos Aires die Ausreise Isidors vorbereite.
Am 16. Dezember wurde Isidor Löwenstein aus dem KZ Dachau nach Bad Kissingen entlassen mit der Auflage, sich bis zu seiner Auswanderung nach Argentinien zweimal wöchentlich bei der Kissinger Polizei zu melden. Noch im März 1939 stellte Isidor Löwenstein einen Antrag auf ein polizeiliches Führungszeugnis für seine Auswanderung nach Argentinien. Die Gestapo hatte dagegen keine Bedenken. Aus welchen Gründen die Ausreise Isidor Löwensteins letztlich scheiterte, ist nicht bekannt. Nach der Arisierung von Thekla Sterns Landmaschinenhandlung war Isidor Löwenstein jedenfalls noch einige Zeit bei der Auto- und Reparaturwerkstatt von Fritz Weiß in Bad Kissingen beschäftigt.
Am 24. April 1942 wurde Isidor Löwenstein gemeinsam mit 22 anderen Kissinger Juden, unter ihnen auch Thekla Stern und deren Tochter Anna, nach Würzburg gebracht. Tags darauf wurden sie von dort nach Krasnystaw im Bezirk Lublin/Polen deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Isidor Löwenstein wurde vermutlich in einem der benachbarten Todeslager ermordet. Der genaue Sterbeort und das Todesdatum sind nicht bekannt.
Stolperstein-Paten: Rudolf und Inge Dotzauer
Text: Marlies Walter