JEANETTE ADLER (1873 - ?), Hartmannstraße 5
Danach zog sie für vier Monate zu ihrer jüngsten Schwester Klara Lippmann und deren Ehemann Elias nach Darmstadt. Am 16. November 1928 kam sie wieder nach Bad Kissingen und blieb bis Anfang Januar 1931. Mit einer kurzen Unterbrechung lebte sie bis Mitte März 1932 erneut in Darmstadt bei ihrer Schwester Klara, die seit Mai 1930 verwitwet war. Später ging Jeanette Adler nicht mehr nach Darmstadt. Ihre Schwester hatte wieder geheiratet und war wohl aus Darmstadt weggezogen. Auf den Meldebögen von Bad Kissingen und Darmstadt wird „Stütze“ (heute: Haushaltshilfe) als Beruf von Jeanette Adler angegeben. Man kann davon ausgehen, dass sie als unverheiratete Frau im Haushalt der Geschwister mitgeholfen hat und mitversorgt wurde.
Am 12. September 1939 - kurz nach Kriegsbeginn - zog Jeanette Adler nach Frankfurt am Main in die Wöhlerstraße 8. Vermutlich war in Bad Kissingen die Versorgung schwierig geworden, nachdem ihr Bruder Hirsch Deutschland verlassen hatte und sie allein mit ihrer Schwägerin Therese Adler leben musste. In Frankfurt musste sie einen sogenannten „Heimeinkaufsvertrag“ über 1.600 Reichsmark wegen einer angeordneten „Wohnsitzverlegung“ abschließen. Sie hoffte – wie viele, die solche Verträge unterschrieben – damit ihren Lebensunterhalt in einem jüdischen Altersheim zu finanzieren.
Tatsächlich aber wurde Jeanette Adler am 18. August 1942 von Frankfurt ins KZ Theresienstadt deportiert und von dort am 15. Mai 1944 ins KZ Auschwitz. Hier wurde sie vermutlich ermordet. Ein Todesdatum ist nicht bekannt.
Stolperstein-Patin: Monika Kunzmann
Text: Marlies Walter