JOSEF BLOEMENDAL (1912 - 1944), Theresienstraße 10
Nach seiner kaufmännischen Ausbildung betrieb Josef Bloemendal mit seinem Bruder Manfred einen Zeitschriftenhandel in Bad Kissingen. Da es bei ihnen Bücher und Zeitschriften zu kaufen gab, die den neuen nationalsozialistischen Machthabern nicht genehm waren, wurde Josef Bloemendal im Jahr 1933 vorübergehend inhaftiert. Daraufhin zog er Ende Juli 1933 nach Hamburg, in die Heimatstadt seiner Mutter. Von dort aus schrieb er seinem Vater Siegfried einen Brief, der den Nationalsozialisten durch die Überwachung der Post in die Hände fiel. Darin ging es um die Belieferung des Studienprofessors Emil Held in Bad Kissingen mit Literatur.
Da der Zeitschriftenhandel der Bloemendals ausschließlich Druckerzeugnisse führte, die den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge waren, wurde vom Kissinger Stadtkommissar über Emil Held eine vorübergehende Postsperre angeordnet. Alle ankommenden Postsachen einschließlich der Telegramme wurden beschlagnahmt. Diese Maßnahme zeigt, welch schlechten Stand die Bloemendals unter der neuen Regierung hatten, wenn selbst ihre Kunden mit Repressionen rechnen mussten.
Wie der Rest der Familie emigrierte auch Josef Bloemendal nach Holland, wo er als „handelsreiziger“ (Handelsreisender) arbeitete. Er heiratete am 2. September 1941 Anna Hamburg, eine ein Jahr jüngere Krankenschwester aus Arnheim. Das junge Ehepaar wohnte mit Josefs Eltern Siegfried und Fanny in der Driekoningendwarsstraat 87 in Arnheim.
Josef Bloemendal wurde 1943 - vermutlich über das Sammellager Westerbark - ins KZ Auschwitz deportiert. Dort starb er am 31. März 1944.
Stolperstein-Pate: Hans Sternberg
Text: Andreas Reuter