JOSEF "BEN" LOSMANN (1891 - ?), Altmaterial- und Rohstoffhändler, Hemmerichstraße 4

Josef Benzion Losmann, auch Benno oder Ben genannt, wurde am 27. März 1891 in Bad Kissingen geboren und entstammte einer mindestens seit 1806 in der Kurstadt nachweisbaren jüdischen Familie. Er war das mittlere von drei Kindern des Schlossermeisters Isaak Losmann (1847-1931) und dessen aus Unsleben stammenden Ehefrau Mathilde Bach (1854-1937). Die Eltern waren um 1890 aus der Altstadt in ihr eigenes Wohnhaus Hemmerichstraße 33 (heute Hausnummer 4) gezogen. Auf diesem Grundstück befanden sich in Nebengebäuden die Schlosserei sowie das Materiallager des Alteisenhandels, der später zu einem Altmaterialhandel erweitert wurde.
 


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Losmann machte von 1907 bis 1909 eine kaufmännische Lehre in einer Bad Kissinger Baustoffgroßhandlung und blieb dort bis zum Frühjahr 1914 als Handlungsgehilfe im Innen- und Außendienst. Danach war er in einer Eisenhandlung in Kitzingen als Buchhalter und Kassier tätig, bis er im November 1915 zum Militär einberufen wurde und als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teilnehmen musste.

Nach seiner Rückkehr im Dezember 1918 wohnte er bei seinen Eltern und arbeitete in deren Betrieb mit. Ab 1924 engagierte er sich in der Ortsgruppe des „Reichsbanners Schwarz-Rot Gold“, einem überparteilichen Bündnis zum Schutz der jungen Republik gegen deren antidemokratische Feinde.

Nach dem Tod des Vaters übernahm Josef mit seiner Schwester Herta im Jahr 1931 den Altmaterialhandel unter dem Namen „Geschwister Losmann“. Im Folgejahr 1932 wurde zusätzlich ein „Handel mit Kräutern und anderen Vegetablien“ angemeldet. Vermutlich wurde die Verdienstmöglichkeit durch Sammeln von Altmaterial seit Oktober 1936 weitgehend unmöglich, da der NS-Staat damals den Rohstoffhandel monopolisierte.

Josef Losmann war einer der 28 Kissinger Juden, die während des Novemberpogroms 1938 widerrechtlich festgenommen wurden und längere Zeit im Bad Kissinger Amtsgerichtsgefängnis inhaftiert waren. Wegen seines Status als ehemaliger Frontkämpfer blieb ihm damals die Verschleppung in ein Konzentrationslager erspart. Nach dem Novemberpogrom 1938 war den Juden jegliche wirtschaftliche Tätigkeit verboten. Wovon Josef Losmann ab 1939 lebte, ist nicht bekannt.

Josef Losmann wurde gemeinsam mit seiner Schwester Herta am 25. April 1942 im dritten Deportationszug fränkischer Juden ins Ghetto Izbica deportiert. Ob er dort durch Entbehrung, Hunger oder Krankheit umkam, einer spontanen Mordaktion zum Opfer fiel oder in einem der nahen Vernichtungslager ermordet wurde, ist nicht zu ermitteln.
 

Stolperstein-Pate: Franz Fichtl
Text: Franz Fichtl

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