LAZARUS FRANK (1862 - 1942), Vieh- und Pferdehändler, Erhardstraße 21

Mit 26 Jahren heiratete Lazarus Frank in Würzburg die ein Jahr jüngere Clara Ansbach aus Leutershausen. Im Lauf der nächsten Jahre wurden dem Ehepaar sechs Kinder geboren. In der jüdischen Gemeinde von Steinach war Lazarus Frank jahrelang Vorsitzender der Kultusverwaltung und seit 1896 Mitglied des örtlichen Gemeinderates. Weil Lazarus Frank mit seinem Pferdehandel sehr viel in Bad Kissingen zu tun hatte, kaufte er hier ein Haus in der Erhardstraße und 1905 zog die Familie Frank nach Bad Kissingen um. Während des Ersten Weltkrieges war Lazarus Frank als Kommissionär der bayerischen Fleischversorgungsstelle für die Belieferung des Heeres und der Zivilbevölkerung zuständig. Auch in Kissingen engagierte er sich in der jüdischen Gemeinde. 1925 wurde er Mitglied der Kultusverwaltung.
Zu Beginn der 1930er-Jahre zog sich Lazarus Frank aus dem Geschäftsleben zurück. In den folgenden Jahren wurde er mehrfach von Mitbürgern bei der Gestapo denunziert, beispielsweise weil er weiter Kontakt zu seinen nichtjüdischen Mietern pflegte und weil er sich mit Freunden im Luitpoldpark aufhielt, zu dem Juden damals der Zutritt verboten war.
1941 musste Frank mit etlichen anderen jüdischen Familien in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Maxstraße umziehen und sein Haus verkaufen. Im Mai 1942 wurde der 80-Jährige zusammen mit den letzten 17 noch lebenden Kissinger Juden in das jüdische Altenheim nach Würzburg gebracht. Von dort wurde der krebskranke Lazarus Frank am 23. September nach Theresienstadt deportiert, wo er nur wenige Wochen später, am 19. Oktober, den Tod fand.
Die Geschichte der Familie Frank diente – stark abgewandelt – dem renommierten deutschen Autor W. G. Sebald als Grundlage für die letzte von vier Erzählungen in seinem Werk „Die Ausgewanderten“. Mit der Figur der Luisa Lanzberg erinnert Sebald an die Frank-Tochter Paula, die 1941 zusammen mit ihrem Mann Siegfried Jordan von München aus in das Ghetto Kaunas deportiert und dort erschossen wurde.
Babette Bauer, geb. Schloß, wurde 1884 in Rödelsee bei Kitzingen geboren. 1931 kam sie als Hausangestellte zur Familie Frank, in deren Haus sie auch wohnte. Zusammen mit anderen Kissinger Juden musste sie 1941 in eines der „Judenhäuser“ ziehen. Im April 1942 wurde Babette Bauer über Würzburg nach Izbica deportiert und ermordert. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Stolperstein-Pate: Michael Hansch
Text: Marlies Walter