SOLMS HEYMANN (1858 - 1944), Textilkaufmann und ADELE HEYMANN (1866 - 1943), geb. Baum, Marktplatz 2
Solms Heymann engagierte sich auf vielfältige Weise in verschiedenen Kissinger Vereinen. So war er bis zur „Machtergreifung“ aktives Mitglied der Feuerwehr und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der freiwilligen Sanitätskolonne. Politisch trat er in Erscheinung, da er im Jahre 1908 den SPD-Ortsverband von Bad Kissingen mitbegründete. Besonders bereicherte er jedoch das kulturelle Leben der Kurstadt. Als Autor, Schauspieler und Regisseur beteiligte er sich an einer Vielzahl von Wohltätigkeitsveranstaltungen, deren Erlöse beispielsweise Kriegsgefangenen oder Verwundeten des Ersten Weltkrieges zugute kamen. Im jüdischen Geselligkeitsverein „Gesellschaft Erholung“ spielte er Theater und organisierte Vorträge und Feiern.
Im Gefolge der Reichspogromnacht wurde der 80-jährige Solms Heymann festgenommen und ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht. Am 12. November 1938 entließ man ihn aus „Alters- und Krankheitsgründen“ aus der „Schutzhaft“. Als sich Heymann darauf hin um eine Ausreise bemühte, beschwichtigte man ihn bei der jüdischen Beratungsstelle mit dem Argument, dass man den alten Leuten nichts tun werde, sondern sie in Frieden sterben ließe. Außerdem hoffte Heymann darauf, dass sich die Kissinger Bürger und Behörden seiner Verdienste um die Stadt erinnerten.
Doch am 20. Mai 1942 brachte man Solms und Adele Heymann zusammen mit anderen hochbetagten Kissinger Juden in ein jüdisches Altersheim nach Würzburg, von wo aus sie im September 1942 weiter nach Theresienstadt deportiert wurden. Solms Heymann starb dort am 20. Juni 1944 im Alter von 86 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine Frau Adele fand am 23. November 1943 im Ghetto Theresienstadt den Tod.
Stolperstein-Pate: SPD-Ortsverein Bad Kissingen
Text: Schülerinnen und Schüler der Klasse 9f der Staatlichen Realschule Bad Kissingen
Grußwort des Enkels Gary (Gerhard) M. Heymann (USA) zur Stolperstein-Verlegung am 19. Juni 2009.