THEKLA STERN (1891 - ?), geb. Heimann, Eisenwarenhändlerin, Hemmerichstraße 12

Thekla Stern wurde am 8. August 1891 als Tochter des Pferdehändlers Isaak Heimann und seiner Ehefrau Elisa in Schwanfeld geboren. Dort besuchte sie die siebenjährige Volksschule. Ihr Abschlusszeugnis aus dem Jahr 1905 charakterisiert sie als äußerst fleißige und begabte Schülerin.
 




Im März 1920 heiratete Thekla in Schwanfeld den 30-jährigen Josef Stern aus Steinach und zog mit ihm nach Bad Kissingen in die Kapellenstraße 18d, wo ihr Ehemann ein Handelsunternehmen für Eisenwaren und Landmaschinen aufbaute. Ein Jahr später wurde Sohn Ludwig geboren, 1924 kam Tochter Anna (genannt Anni) zur Welt. Zu dieser Zeit wohnte die Familie bereits in ihrem Haus in der Hemmerichstraße 29 (heute Nr.12). Doch das glückliche Familienleben währte nicht lange: Nachdem Josef Stern im Oktober 1929 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, musste Thekla in der schwierigen Zeit der Weltwirtschaftskrise das Geschäft fortführen und die Familie allein versorgen. In der NS-Zeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation infolge der Boykottmaßnahmen zusätzlich, auch wenn ihr Bruder Hermann sie finanziell etwas unterstützte.

Sicher fiel ihr auch die Trennung von ihrem Sohn nicht leicht. Ludwig verließ als 15-Jähriger die Kissinger Realschule, um in der Nähe von Augsburg eine Banklehre zu beginnen. 1938 musste Thekla Stern endgültig von ihm Abschied nehmen. Über Holland gelang ihm 1939 die Einreise in die USA. Dort versuchte Ludwig alles, um Mutter und Schwester nachholen zu können, doch leider ohne Erfolg. Thekla wandte sich Hilfe suchend an ihre Geschwister, die bereits in die USA emigriert waren. Sie hoffte, dass ihre Verwandten die Überfahrt bezahlen und die für die Einreise notwendige Bürgschaft übernehmen würden. In ihren Briefen an Ludwig beklagte sie manchmal die Härte ihrer Geschwister. Trotz ständiger Desillusionierung gab Thekla Stern nicht auf. In ihrem letzten Brief vom Oktober 1941 tröstete die Mutter den Sohn. Er solle den Glauben, bald wieder zusammen zu sein, nicht aufgeben, und mit ihr weiterhin in Briefkontakt bleiben:

„Heute ist der 23., und ich hatte noch Deinen Brief abwarten wollen. Du sollst aber Nachricht von mir haben, denn ich will Dir schreiben, solange es mir möglich ist. Und sollte es mir nicht möglich sein, so warte in Geduld."

Thekla Sterns Ringen um die Einreise in die USA blieb erfolglos. Sie konnte sich und ihre Tochter nicht retten. Beide wurden am 24. April 1942 über Würzburg ins Ghetto Izbica bei Lublin deportiert, wo sie als verschollen gelten.

Stolperstein-Pate: Familie Walter
Text: Marlies Walter

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