CAMILLA MICHELS (1890 - ?), geb. Löwenthal, Hausfrau, Hartmannstraße 5
Eine Woche vor ihrem 21. Geburtstag heiratete Camilla am 22. Juni 1911 in Frankfurt am Main den 29-jährigen Julius Michels. Der Sohn des Händlers Wilhelm Michels und dessen Ehefrau Karoline, geborene Grünewald, stammte aus Rheinböllen bei Simmern im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz), wo er am 14. Juni 1882 geboren war. Zu den Trauzeugen des jungen Paares gehörte Camillas ebenfalls in Frankfurt lebender Schwager Abraham Haas, der Ehemann ihrer ältesten Schwester Hedwig.
Im Jahr 1915 hatte Julius Michels die preußische Staatszugehörigkeit. Ob der damals 33-Jährige gerade als Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfte, konnte nicht geklärt werden, ist aber wahrscheinlich. Denn dokumentiert ist, dass Camilla Michels seit dem Tod ihres Vaters im Dezember 1915 drei Jahre lang bis zum Dezember 1918 im Bad Kissinger Elternhaus Hartmannstraße 5 gemeldet war.
Zu jenem Zeitpunkt war Camilla Michels bereits Mutter ihrer ältesten Tochter Irene, geboren 1913 in Frankfurt. Während des dreijährigen Aufenthalts in Bad Kissingen wurde 1917 Tochter Netti geboren. Vermutlich nach Heimkehr des Ehemannes aus dem Weltkrieg kehrte Camilla zur Jahreswende 1918/1919 wieder nach Frankfurt zurück. Dort kamen dann 1920 der Sohn Wilhelm und 1924 die jüngste Tochter Lotte zur Welt. Tochter Netti wurde nach Angaben des Jüdischen Museums in Frankfurt ein Opfer des Holocausts. Den anderen drei Kindern gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten.
In Frankfurt war Camilla Michels nach 1935 unter mehreren Adressen als wohnhaft gemeldet. Mit ihrem Ehemann Julius lebte sie mindestens bis zu dessen Tod am 18. September 1935 im Röderbergweg 35. Eine undatierte, aber spätere Meldung gibt es aus der Nibelungenallee 5, im Haus gemeinsam mit Schwester Hedwig und Schwager Abraham Haas. Weitere Adressen waren Pfingstweidstraße 12, Quinckestraße 4 und Baumweg 35. Die Volkszählung von 1939 nennt Camilla Michels zuletzt im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36.
Camillas weiterer Lebensweg ist nicht dokumentiert. Vermutlich wurde sie – wie alle anderen Frankfurter Juden – im Mai oder Juni 1942 ins Konzentrationslager Majdanek oder ins Transit-Ghetto Izbica deportiert, beide bei Lublin in Polen. Nach dem Krieg wurde sie mit Datum vom 31. Dezember 1945 amtlich für tot erklärt.
Stolperstein-Pate: Stammtisch ehemaliger Schüler/Innen der Anton-Kliegl-Schule
Text: Sigismund von Dobschütz