IDA NEUBURGER (1889 - 1942), geb. Löwenthal, Kurhalterin, Hartmannstraße 5

Ida Neuburger wurde als Ida Löwenthal am 15. April 1889 in Bad Kissingen als mittlere von drei Töchtern geboren. Ihre Eltern waren der Viehhändler Moses Löwenthal und seine Ehefrau Hannchen, geborene Oberzimmer. Beide stammten aus alteingesessenen Bad Kissinger Familien, deren Stammbaum sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Ida wuchs gemeinsam mit ihren Schwestern Hedwig und Camilla im Elternhaus in der Hartmannstraße 5 auf, in dem die Mutter auch Zimmer an Kurgäste vermietete.
 




Mit 26 Jahren heiratete Ida am 3. August 1915 den 38-jährigen Hirsch Neuburger aus Schweinfurt. Seine Familie stammte aus Obereuerheim, heute ein Ortsteil der Gemeinde Grettstadt im Landkreis Schweinfurt. Nach der Hochzeit lebte Hirsch Neuburger weiterhin in Schweinfurt in seinem Haus Theresienstraße 5, in dem auch seine Mutter gemeldet war. Von dort aus ging er seinem Beruf als Viehhändler nach, während Ida in ihrem Bad Kissinger Elternhaus wohnen blieb. Ein Grund für das Getrenntleben des Ehepaares Ida und Hirsch Neuburger mag darin gelegen haben, dass im Jahr ihrer Heirat Idas Vater verstarb und die Mutter Unterstützung bei der Bewirtschaftung der Kurzimmer benötigte.

Am 20. April 1920 wurde als einziges Kind der Eheleute ihr Sohn Max geboren. Dieser lebte bei der Mutter in Bad Kissingen und besuchte von Mai 1930 bis April 1936 die Bad Kissinger Realschule. Max überlebte als einziger der Familie den Holocaust, indem er von Holland aus in die USA flüchtete. Er lebte später in Ontario in Kanada.

Nach der Machtergreifung Hitlers erfolgte eine immer stärkere Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben und damit auch der jüdischen Kurgäste in Bad Kissingen. Anfang März 1938 beschloss der städtische Baubeirat, die Übernachtungsmöglichkeiten in jüdischen Kurhäusern fast um die Hälfte zu reduzieren und nur noch vier jüdischen Betrieben mit insgesamt 197 Betten eine Konzession zu erteilen. Ida Neuburgers Haus mit 17 Betten gehörte nicht dazu. Damit war ihr die wirtschaftliche Grundlage als Kurhalterin genommen. Anfang November 1938 zog sie deshalb zu ihrem Mann nach Schweinfurt.

Im Zuge der antisemitischen Pogrome musste das Ehepaar laut einer Augenzeugin Schlimmes erleben: Am 10. November 1938 wurden die Fenster ihrer Wohnung eingeschlagen, der Herd sowie viele weitere Einrichtungsgegenstände aus dem Fenster geworfen. Idas herzkranker Ehemann Hirsch wurde für acht Tage in "Schutzhaft" genommen. Daraufhin zog Ida im Dezember 1938 zurück nach Bad Kissingen und erst nach einem halben Jahr wieder zu ihrem Mann nach Schweinfurt.

Im November 1941 mussten Ida und ihr Mann ihr Haus in Schweinfurt verlassen und eine ihnen zugewiesene Unterkunft beziehen. Ende April 1942 folgte einletzter Umzug in die Rückertstraße 21. Kurz darauf stellte Ida Neuburger im Mai 1942 an das Landratsamt Bad Kissingen einen Antrag: Sie bat um die Erlaubnis, den Haushalt ihrer Mutter in der Hartmannstraße 5 auflösen zu dürfen, da diese am 1. Mai in das jüdische Altenheim in Würzburg verbracht worden war. Diesem Antrag wurde zwar stattgegeben, aber zu dem geplanten Verkauf aller Einrichtungsgegenstände kam Ida Neuburger nicht mehr.

Am 9. September wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Würzburg und am Tag darauf über Nürnberg nach Theresienstadt deportiert. Laut Todesfallanzeige starb Ida Neuburger dort an Angina Pectoris und Enteritis (Darmentzündung) am 25. November 1942, zehn Wochen nach ihrer Ankunft und acht Tage nach ihrem Ehemann.


Stolperstein-Patin: Karin Reinshagen

Text: Barbara Thiele

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