Französischer Botschafter in der Kurstadt

André François-Poncet

Diplomatischen Besuch aus Frankreich gab es im Jahr 1937: André François-Poncet, französischer Botschafter in Berlin, machte Station in Bad Kissingen.


André_François-Poncet Internationales Rotes Kreuz

Französischer Botschafter zu Besuch

Der französische Botschafter André François-Poncet, bekannt für seine Bemühungen zur deutsch-französischen Verständigung, trug sich 1937 in das Goldene Buch der Stadt Bad Kissingen ein.

François-Poncet, geboren 1887 als Sohn eines Juristen, schlug nach seinem Studium Generale in Paris und verschiedenen deutschen Universitäten zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn ein und unterrichtete deutsche Literatur und Geschichte am Polytechnikum in Paris. Nach dem Ersten Weltkrieg wechselte er in den diplomatischen Dienst. Ab 1930 fungierte er als französischer Botschafter in Berlin. 1938 wechselte er nach Rom. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte François-Poncet nach Frankreich zurück, wo er dem Nationalrat angehörte. Nach der Besetzung Vichy-Frankreichs durch Deutschland geriet der ehemalige Botschafter in Gefangenschaft. Auch nach dem Krieg zeichnete sich François-Poncet durch sein Engagement für die europäische Zusammenarbeit aus, ab 1955 als Präsident des französischen Rates der Europäischen Bewegung. 1978 verstarb André François-Poncet.[1] Sein Sohn, Jean François-Poncet, wurde im gleichen Jahr französischer Außenminister.[2]

Unterschrift auf der Durchreise

Der Eintrag André François-Poncets in das Goldene Buch der Stadt Bad Kissingen erfolgte am 1. September 1937, während seiner Amtszeit als Botschafter Frankreichs in Berlin.

„André François-Poncet

ambassadeur de France

1er septembre 1937.“

In der Saale-Zeitung wurde über den Besuch François-Poncets berichtet:

„Der Französische Botschafter im Rathaus

Gestern Mittwoch stattete der Französische Botschafter François-Poncet dem neuen Rathaus einen Besuch ab. Auf Einladung des Oberbürgermeisters zeichnete er sich ins „Goldene Buch“ der Stadt ein. Der hohe Gast äußerte sich sehr anerkennend über die Kureinrichtungen der Badestadt.“[3]

Vieles spricht dafür, dass François-Poncet als scheidender Botschafter auf einer Reise durch Deutschland an verschiedenen Orten Station machte, bevor er seinen Dienst als französischer Botschafter in Rom antrat. Wichtig war ihm nach wie vor die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich. So berichtet das Hamburger Fremdenblatt im November desselben Jahres über eine Rede François-Poncets vor der Jahresversammlung der deutsch-französischen Gesellschaft zur Zusammenarbeit der beiden Länder.[4] Im gleichen Tenor steht auch der Artikel der Frankfurter Zeitung über den Neujahrsempfang 1938 der französischen Botschaft, bei der François-Poncet sich in einer Rede „für die Festigung des Friedens“ zwischen Deutschland und Frankreich aussprach.[5]

François-Poncets Besuch in Bad Kissingen war kurz und hochoffiziell; Abgesehen vom Eintrag im Goldenen Buch und dem Artikel in der Saale-Zeitung finden sich keine Zeugnisse seines Aufenthalts in der Kurstadt. In den Kurlisten des Jahres 1937 finden sich ebenfalls keine Einträge: Ob der französische Botschafter bei einer Übernachtung in Bad Kissingen allerdings überhaupt in den Listen verewigt worden wäre, ist fraglich. Der Besuch François-Poncets in Bad Kissingen ist einer der letzten in seiner langjährigen Amtszeit als französischer Botschafter in Deutschland – kurz vor seinem Amtsantritt als Botschafter in Italien und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939.

 

[1] Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie André François-Poncet. In: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/andre-francois-poncet.html, zuletzt besucht am 16.08.2023.

[2] Eintrag "François-Poncet, Jean" in Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. URL: http://www.munzinger.de/document/00000014770, zuletzt besucht am 16.08.2023.

[3] Saale-Zeitung vom 02.09.1937. Stadtarchiv Bad Kissingen.

[4] Hamburger Fremdenblatt vom 28.11.1937. URL: pm20.zbw.eu/mirador/?manifestId=https://pm20.zbw.eu/iiif/folder/pe/005448/manifest.json, zuletzt besucht am 16.08.2023.

[5] Frankfurter Zeitung vom 04.01.1938. URL: pm20.zbw.eu/mirador/?manifestId=https://pm20.zbw.eu/iiif/folder/pe/005448/manifest.json, zuletzt besucht am 16.08.2023.

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