KARL NEUMANN (1860 - 1942), Textilkaufmann, Ludwigstraße 9

Karl Neumann wurde am 19. August 1860 in Jastrow in Westpreußen geboren. Er heiratete die Kissingerin Klara Löwenthal (1869-1915) und hatte mit ihr die beiden Kinder Julius (1894-1942) und Elsa (1895-??), die später als verheiratete Wolff in Hamburg lebte. Am 30. April 1903 hatte Karl Neumann das Bad Kissinger Bürgerrecht erhalten. Er war Kaufmann und betrieb in der Kurstadt ein vornehmes Modehaus.
 

In oder um die Reichspogromnacht am 9. November 1938 sollen laut mündlicher Überlieferung zwei SA-Männer mit gezogener Pistole bei den Neumanns erschienen sein. Unter Drohungen seien Karl und sein Sohn Julius gezwungen worden, einen Verkaufsvertrag für ihr stattliches Anwesen in der Ludwigstrasse 9 (früher Hausnummer 3) zu unterschreiben. Der Vorgang lässt sich heute nicht mehr belegen. Allerdings eröffnete am 1. Februar 1939 einer dieser beiden SA-Männer sein Delikatessengeschäft in dem Gebäude der Neumanns und war fortan auch Besitzer dieser Immobilie. Die Neumanns mussten unter weiteren Repressalien ihr Geschäft mittels eines Räumungsverkaufes auflösen.

Am 1. Februar 1940 mussten der Witwer und sein Sohn in die Maxstrasse 23a ins Haus der Familie von Hermann Holländer umziehen, der schon im Jahr 1938 an den Misshandlungen in der Gestapo-Haft umgekommen war. Die früheren Modehändler werden nun zu einfachen Arbeiten wie Straßenkehren oder Kanalreinigung gezwungen. Nach mündlicher Überlieferung soll Karl Neumann, inzwischen ein Mann von 80 Jahren, immer wieder zu Reinigungsarbeiten herangezogen worden sein.

Neumann wurde am 1. Mai 1942 in Kissingen abgemeldet und gilt als verzogen in ein Würzburger Altersheim. Von dort wird er im Alter von 82 Jahren am 23. September 1942 über Nürnberg mit Transport II/26 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er zu Tode gekommen ist. Als einzigen Hinweis auf den Todeszeitpunkt gibt es einen Vermerk in den Einwohnermeldeakten Bad Kissingens. Am 18. Dezember 1942 wird beim Amtsgericht Bad Kissingen sein Ableben vermerkt.


Stolperstein-Paten: Barbara und Burkhard Thiele
Text: Thomas Künzl

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