Das kleinste, das bekannteste und das schönste Bad
Nach der großen Massa-Reise im vergangenen Jahr führte die Vereinsfahrt des Städtepartnerschaftskomitees Bad Kissingen e.V. in diesem Jahr nach Tschechien. Gleich drei der „Great Spas“, die gemeinsam mit Bad Kissingen 2021 zum Welterbe ernannt wurden, gab es auf dieser Reise zu besichtigen.
Nach einer kurzweiligen Fahrt nach Karlsbad gab es dort eine erste Stadtführung. Die Gruppe erfuhr nicht nur vieles über die Geschichte des bekanntesten tschechischen Bades, sondern auch Wissenswertes über die zwölf Quellen der Stadt, deren Heilwirkung bereits im 14. Jahrhundert in aller Munde war. Getrunken wird das Heilwasser aus bunten Tassen mit einem eingebauten Strohhalm, was ein wenig an eine Schnabeltasse erinnert. Als 13. Quelle gilt übrigens der bekannte Kräuterlikör Becherovka, den man angesichts der kühlen Temperaturen vor Ort auch heiß genießen konnte. Wie Bad Kissingen hat auch Karlsbad im 19. Jahrhundert einen Aufschwung erlebt und konnte in der Folgezeit illustre Herrschaften zu seinen Kurgästen zählen. Aus dieser Zeit stammen auch die Kurkolonnaden. Von geschnitzten Holzkunstwerken aus der Gründerzeit bis hin zum kommunistisch-wuchtigen Glasbau reicht die Bandbreite der eindrucksvoll im Zentrum aufgereihten Bauwerke. Nach der Besichtigung ging es direkt weiter ins Hotel, wo noch ausreichend Zeit blieb, um vor dem Abendessen den Wellness-Bereich des Hotels zu erkunden.
Am nächsten Morgen begann das Programm mit dem Besuch im Kloster Tepla, einer Abtei des Prämonstratenser-Ordens, welche im 13. Jahrhundert vom Gaugrafen Hroznata als Ersatz für seine Teilnahme an einem Kreuzzug nach Jerusalem gestiftet wurde. Bekannt ist es vor allem für seine wunderschön restaurierte Klosterbibliothek, die bei allen Besuchern große Begeisterung auslöste.
Nach kurzem Aufwärmen im Klosterladen, wo man neben heißem Honiglikör auch allerlei Kräuter und handgefertigte Haushaltartikel erwerben konnte, ging die Fahrt weiter nach Marienbad, welches nach Aussagen der Reiseleiterin vor Ort das schönste der tschechischen Bäder sein soll. Da sie selbst von dort kam, gab sie allerdings zu, dass ihr Blick womöglich nicht ganz neutral ausfällt.
An das goldene Zeitalter von Marienbad zwischen 1870–1914 erinnern bis heute zahlreiche Jugendstilbauten bei Kurhäusern, Hotels und auch Kirchen. Die Parkanlagen wurden in dieser Zeit erweitert und romantische Aussichtspunkte errichtet. Mit der singenden Fontäne verfügt Marienbad über eine besondere Attraktion und auch die Hauptkolonnade Maxim Gorki mit ihrer sehr besonderen gusseisernen Konstruktion gehört zu den Symbolen der Stadt.
Das kleinste der drei böhmischen Bäder stand am letzten Tag auf dem Programm. Franzensbad verfügt über eine kleine, aber sehr elegante Innenstadt, die bereits seit 1992 als Gesamtensemble unter Denkmalschutz steht. Seit 2021 gehört auch Franzensbad, welches nach dem österreichischen Kaiser Franz I. benannt wurde, zu den „Great Spas of Europe“. Das erste Kurhotel der Welt, bei dem unter einem Dach Übernachtung, Essen und ärztliche Versorgung sowie die Einnahme der Kuren durch die direkte Zuführung von Heilquellwasser möglich war, wurde hier als Hotel „Drei Lilien“ 1794 eröffnet.
Für die Gruppe ging es anschließend über Eger, wo die hübsche Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern zum kurzen Verweilen einlud, zurück in die fränkische Heimat. Alle waren sich einig, dass die böhmischen Bäder mit ihren prachtvollen Kolonnaden und Bauwerken eine Reise wert sind. Doch welches ist nun das schönste Bad? - Mag sein, dass auch unser Blick nicht ganz neutral ist, aber die schönste Kurstadt bleibt für uns natürlich unser Bad Kissingen….
Text: Maren Schmitt