ANNA LIEBMANN (1885 - ?), geb. Kaufmann, Textilkauffrau, Untere Marktstraße 1
Auch massive Drohungen und Einschüchterungsversuche seitens der Polizei und Gestapo sowie örtlicher Parteifunktionäre konnten sie nicht davon abbringen, das Geschäft weiterhin zu öffnen. Im Jahr 1939 musste Anna Liebmann von ihrem inzwischen 18-jährigen Sohn Arno Abschied nehmen, dem die Ausreise in die USA gelang. Auch Anna und Daniel Liebmann hatten sich bereits im August 1938 um ein Einreisevisum für die USA bemüht, konnten aber die dafür notwendigen Bürgen nicht finden. Im April 1941 schrieb Anna Liebmann ihrem Sohn in die USA, dass das jahrelange Warten auf das Visum und die Enttäuschung über die mangelnde Hilfsbereitschaft der in den USA lebenden Verwandten an ihren Kräften zehrt.
Über das Rote Kreuz konnte Anna Liebmann in der Folgezeit ihrem Sohn noch einige Lebenszeichen schicken. Nur wenige Tage vor der Deportation schrieb sie in ihrem letzten Brief: „... Hoffentlich ist es Dir mein lieber Arno ... gut ergangen... Solltest du, lieber Arno, nichts von uns hören, so erfrage, ob wir noch leben, so ... man hört, kommen wir in die Nähe von Lublin in Polen, sei umarmt und innig geküsst von Deinen getreuen Eltern.“
Am 24. April wurden Anna und Daniel Liebmann nach Würzburg gebracht, einen Tag später von dort ins Ghetto Izbica bei Lublin deportiert und gelten dort als verschollen.
Stolperstein-Patin: Liselotte Paul
Text: Marlies Walter