SALOMON LEUTHOLD (1862 - 1943), Textilkaufmann, Marktplatz 2
Im oder um das Jahr 1926 verkaufte Leuthold sein Haus am Marktplatz an Solms Heymann, an den an dieser Stelle bereits ein Stolperstein erinnert. Leuthold behielt sich allerdings ein Wohnrecht in dem Gebäude für sich und seine Familie vor und lebte auch bis zu seiner Deportation dort. Er war ein aktives Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde. Etwa 1919 wurde er als Ersatzmann in die Kultusverwaltung gewählt. Sein Name erscheint häufig im Zusammenhang mit der Synagogenverwaltung.
Leuthold gehörte zu jenen 28 jüdischen Mitbürgern, die während der Pogromnacht vom 9. November 1938 in Bad Kissingen verhaftet wurden. Aber bereits zwei Tage später wurde er aufgrund seines hohen Alters wieder aus der „Schutzhaft“ entlassen; er war damals 76 Jahre alt. Die Stadtverwaltung bemängelte 1940 in einem Schreiben die sanitären Bedingungen in seiner Wohnung. Allerdings darf man heute vermuten, dass es sich um reine Schikane gehandelt haben dürfte und es lediglich darum ging, den inzwischen 78-jährigen Mann unter Druck zu setzen. „Schärfste Maßnahmen“ wurden ihm damals angedroht.
Als 80-Jähriger musste Leuthold am 1. Mai 1942 nach Würzburg in das „Juden-Altersheim“ in der Dürerstraße 20 umziehen. Mit dem Transport II/26 wurde er vier Monate später am 24. September 1942 über Nürnberg ins KZ Theresienstadt deportiert. Das Sterbeverzeichnis dieses Konzentrationslagers verzeichnet seinen Tod am 9. April 1943 ohne nähere Hinweise auf die Umstände.
Sohn Leo und Tochter Martha (verh. Burghardt) konnten rechtzeitig in die Vereinigten Staaten bzw. nach Argentinien emigrieren. Nach Ende der NS-Diktatur ließen sie für ihren Vater eine Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof von Bad Kissingen anbringen: „Zum Gedenken / unseres unvergesslichen Vaters / Salomon Leuthold / in Theresienstadt umgekommen / Leo Leuthold – USA / Martha Burghart / geb. Leuthold – Argentinien / Er war der Letzte der Familie, / welche ununterbrochen über / 500 Jahre in Bad Kissingen lebte“.
Stolperstein-Pate: Wilfried Albert
Text: Hans-Jürgen Beck und Thomas Künzl