ERNST DAVID NEUSTÄDTER (1926 - ??), Schlosser, Promenadestraße 2

Ernst David Neustädter wurde am 26. Januar 1926 in Bad Kissingen als jüngster Sohn des Kantors der jüdischen Kultusgemeinde und Lehrers Gustav Neustädter und dessen Ehefrau Paula, geb. Bacharach, geboren. Er wuchs mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Brüdern Jakob und Siegfried im jüdischen Gemeindehaus auf, wo die Familie das Erdgeschoss bewohnte. Im Obergeschoss lebten die Eltern des heutigen Physik-Nobelpreisträger Jack Steinberger mit ihren drei Söhnen.
 

Wir können davon ausgehen, dass Ernst David zunächst in Bad Kissingen zur Schule ging. Später wechselte er auf die Israelitische Volksschule in Frankfurt am Main, wo Bruder und Schwester seiner Mutter Paula lebten. In seinem Abschlusszeugnis, das nach der 8. Klasse ausgestellt wurde, erhielt er für sein Betragen, seinen Fleiß und seine Aufmerksamkeit jeweils ein „gut“. In den Fächern Religion, Hebräisch und Erdkunde erzielte er die Note Zwei, während seine Leistungen in Deutsch, Geschichte, Naturgeschichte, Naturlehre, Rechnen, Raumlehre, Zeichnen, Schreiben und Turnen mit der Note Drei bewertet wurden.

Anschließend absolvierte Ernst David zwischen Juli 1940 und März 1942 in den Werkstätten der jüdischen Kultusvereinigung in Frankfurt eine Ausbildung zum Schlosser. Laut seinem Abgangszeugnis erhielt er während dieser Zeit Gelegenheit, die im Schlosserhandwerk üblichen Werkzeuge, Werkzeugmaschinen, das Schweißen und die fachspezifischen Arbeitsmethoden kennen zu lernen. Ferner nahm er am fachtheoretischen Unterricht in Fachlehre und Fachzeichnen teil. Seiner Ausbildung widmete er sich „mit großem Fleiß und Energie“. Ihm gelang es, sich all jene Fertigkeiten anzueignen, die man von einem Junggesellen im Schlosserhandwerk erwarten kann. Seine Leistungen wurden sowohl in der Theorie als auch in der Praxis mit „gut“ bewertet. Seine Ausbildungsleiterin urteilte über ihn: „Im allgemeinen ist Ernst Neustädter ein ruhiger, zuverlässiger und fleißiger Junge, der über positive Charaktereigenschaften verfügt. Er hat uns weder in Bezug auf seine Ausbildung noch in erzieherischer Hinsicht irgendwelche Schwierigkeiten bereitet.“

Gemeldet war Ernst David Neustädter auch während seiner Ausbildungszeit in Bad Kissingen, wo er mit seinen Eltern zuletzt in der Hemmerichstraße wohnte. Gemäß seiner Gestapo-Akte wurde er im Alter von nur 16 Jahren zusammen mit seinen Eltern am 24. April 1942 von Bad Kissingen ins Ghetto Izbica bei Lublin deportiert. Wie und wann er dort oder in einem der nahen Vernichtungslager zu Tode kam, ist nicht zu ermitteln.


Stolperstein-Pate: Staatl. Realschule Bad Kissingen
Text: Andreas Reuter

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